Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, [Anfang März] 1881
Potsdam d. a
1881
Lieber Bruder!
Wir freuen uns recht auf Dein u. Agnes Kommen. Bei Muttern ist schon große häusliche Thätigkeit. Gestern sind Häringe für Dich in Essig gelegt; Röllchen werden gemacht u. ein Schweineschinken wird geräuchert. Rüste Dich auch nur in angemessener Weise zur Reise! Bringe eine gute Portion Gorilla- (Kurella!) Pulver oder [ ] mit.
Du hast nun zwar für die Literaria jeden Vortrag abgelehnt. Ich möchte Dich auch nicht für die Paar Tage Hiersein sonderlich quälen. Aber wäre es Dir nicht ein Leichtes, einen hübschen Reise-Vortrag (etwa eine Zusammenstellung Deiner Besteigungen höchster Berge Vesuv, Aetna, Pic von Teneriffa, asiatischer Olymp) zum Besten unsrer || Volksbibliothek, die des Zuschusses sehr bedarf, zu halten? Ueberlege das mal.
Uebrigens wird es sehr nett sein, wenn wir hier mal ordentlich herumlaufen können. Mein Hermann kommt in dieser Woche auch wieder aus Pommern zurück, so daß Du den auch hier findest.
Die Zinsen aus Berlin, Beelitz u. von hier sind gestern schon eingegangen. Ueber die Anlage derselben behalte ich mir mündliche Vorschläge vor.
Heute habe ich die erfreuliche Nachricht aus Sorau erhalten, daß Claerchen Petersen sich mit einem Hauptmann Krupp verlobt hat.
Herzlichen Gruß und auf baldiges Wiedersehn
Dein
treuer Bruder
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