Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 11. Mai 1889
P. 11. 5. 89
Nun noch einiges Persönliches,
Ich bin am vorigen Sonnabend Abend die Nacht durch nach Hirschberg gefahren u. habe dort dem Begräbnisse von Ottilie Schubert am Montag Mittag beigewohnt, bin dann am Dienstag Abend wieder zurückgekommen. Der Fall ist ein recht trauriger, Verlust für den Mann, Vater Lampert u. Tochter Elisabeth, für letztere am Schwersten denn auf ihr lastet nun die Pflege des kränklichen Vaters. Wir suchen nach einer passenden Gesellschafterin für sie (die 23 Jahr ist).
Daß ich mit Beyer’s auf Laurahütte u. Doering’s einige Tage zusammen war, ist mir sehr lieb gewesen. Einen Nachmittag fuhr ich mit den beiden Männern und dem Pachter des Schubert’schen || Gutes, Ober Amtmann Horsetzky nach Giersdorf und über Hermsdorf, Warmbrunn zurück. Der Anblick des noch mit vielen großen Schneeflecken bedeckten Gebirges war ein ganz herrlicher. Ich habe alle Morgen zu diesem Zweck dort Spaziergänge gemacht u. hatte sehr günstiges Wetter. Bei uns ist es jetzt arg heiß; heut ein tüchtiges Gewitter.
Ich habe vor der Reise u. heut nach derselben an Ausarbeitung unsrer Auseinandersetzung über die Papiere gesessen: eine ordentliche Arbeit, bei der ich am ursprünglichen Plan noch manches ändern mußte. Nun will ich mich an die Jahresrechnung für Dich machen, sobald ich einige Arbeitsreste fürs Gericht hinter mir habe. Ich schicke Dir dann beides. Die beständigen Änderungen mit den Papieren sind recht lästig u. haben mich auch bisher noch von einer Deponirung abgehalten. Was macht Ihr?
Viel Grüße, auch an meinen Jungen
Dein Karl