Haeckel, Karl

Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 10. August 1889

Potsdam

den 10 August

1889.

Lieber Bruder!

Mein Reiseplan ist nun dahin festgestellt: ich denke am Mittwoch den 14t dieses Monats nach Meisdorf abzufahren, um dort zunächst arme Minna mit Hermann und seinem Schwiegervater Neiss zu sprechen. Minna wird auf einige Monate aus ihrer Häuslichkeit müssen, wegen angegriffener Nerven (Hysterie), entweder zu uns oder in eine Pension u. das muß nach Dr. Laehr’s Rath (mit dem ich gestern darüber sprach) baldigst geschehen. Ernst, den ich vorgestern von Celle kommen ließ, soll nun alsbald in eine andre Stellung, eine nicht zu große Gärtnerei, mit anderen jungen Leuten zusammen, aber || doch alsbald wieder in eine geordnete regelmäßige Thätigkeit. Bei Schiebler ist er abgegangen, weil nach dem Tode seines einen Chefs (im Februar dieses Jahres) er mit dem 2ten u. dessen Obergehülfen er sich nicht stellen konnte, auch in der heißen Zeit leidend geworden war.

Sollte sich etwa in Jena oder Umgegend etwas für Ernst finden (etwa bei Maurer) so schreibe es uns. Vielleicht kann ich ihn auch in oder bei Meisdorf unterbringen.

Von Meisdorf denke ich den 16t dieses Monats über Erfurt nach Friedrichsrohda um dorta Forkel auf einige Stunden zu sehen, und von da nach Ragaz in der Schweiz um ca. 14 Tage zu baden und nachher, wenn es mir wieder gut geht, (ich leide seit 3 Tagen an Hexenschuß u. an Ischias-Anwandlungen) im Glarus u. Appenzell noch umherzupinschern. Ob ich auf Hin- oder Rückweg die || beiden Lisco’schen Töchter (in Schorndorf bei Frau Wundt, in Calw die neugebackene Frau Pastor Eytel) aufsuche, weiß ich noch nicht.

In Ragaz ist mir ein kleines Hôtel, bei Froehlich, von Prediger Ritter empfohlen u. werde ich wohl dorthin gehen. Bis 15t September habe ich Urlaub.

Wie steht es nun mit Dir u. den Deinen? Was nehmt Ihr vor u. kommst Du in die Schweiz? Schreibe mir doch noch darüber u. sende mir Mein Exemplar über die Theilung zurück, recommandiert.

Den Herrn Eckardt habe ich auf seinen Wunsch die runde Summe von 30.000 Mk auf Hypothek versprochen, davon 20 m zu 4 % 10 m zu 4¼ % −

Von Heinrich erhielt ich längeren Brief. Gieb ihm die Anlage und theile || ihm diesen Brief mit.

Mit viel Grüßen von Haus zu Haus

Dein treuer

Bruder.

a eingef.: dort

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
10.08.1889
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 35191
ID
35191