Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 15. März 1888
Potsdam
den 15 Maerz 88
Nachm.
Lieber Bruder!
Um Dir die Entscheidung betreffs des hiesigen Aufenthalts zu erleichtern (Mutter will natürlich auf Deine Bedingungen nicht eingehen) mache ich Dir folgenden Vermittlungsvorschlag:
1. Du u. Agnes in Mutters Logierstube,
2. Walter schläft bei mir unten u. Lisbeth bei Marie. Wir haben für die beiden Kinder vollkommen Platz und es genirt uns in keiner Weise. Mutter aber (die Walter in der 1fenstrigen Mädchenstube, hintere vor der Logierstube, u. Lisbeth in ihrem Schlafzimmer unterbringen wollte) wird dadurch entlastet u. hat es oben ruhiger.
3. Zu Mittag und Abend seid Ihr wechselweise 1 Tag bei uns, einen Tag bei Großmutter. ||
Marie und Richard halten diesen Plan für durchaus acceptabel und ich bin der Meinung, daß im andern Falle Mutter sich übernimmt u. viel weniger Ruhe hat. Bitte, entscheidet demgemäß, wenn auch Mutter ganz dagegen ist. Wir müssen auf ihr geringes Maß von Kräften – das sie natürlich nicht Wort haben will – Rücksicht nehmen.
– Was Deinen Walter betrifft, so möchte ich wissen, ob er schon goldne Hemden- u. Manschettenknöpfchen hat? – Ich dachte meinerseits daran zum 29sten. Wir freuen uns sehr auf Euer Kommen. Heinz wird dann doch auch hier sein. Georg ist zum 28st hier und Julius so eben (7 Uhr)a einpassirt! –
Ade, mit Gruß
Dein treuer Bruder
Karl
a eingef.: (7 Uhr)