Haeckel, Karl

Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 5. Oktober 1884

Potsdam 4 Oct. 84a Vorm.

Lieber Bruder!

Du erhältst schon wieder eine Depesche! Komisch, gestern schreibst Du mir von den 16 Universitäts Amtmanns-Aspiranten u. heute komme ich, Dir einen 17t zu empfehlen. Georg Sello, der älteste Sohn des hiesigen Hofgärtners, hat vor Jahren in Jena studirt, die Archivar-Karriere aus Neigung eingeschlagen, nachdem er das 2t (nicht das Assessor-Examen nach damaligem Reglement) gemacht, u. ist mit einer Jenenserin verheirathet. Er möchte gern nach einer Universitätsstadt, das zieht ihn nach Jena u. er hofft in der Universitäts Amts Stellung Zeit zu seinen archivalischen Studien zu behalten. Die nöthigen juristischen Kenntnisse hat er für die Stellung; ist auch, wie ich aus eigner Erfahrung weiß, ein tüchtiger, wissenschaftlich durchgebildeter junger Mann. Ich habe ihm nur gleich sagen lassenb, daß || es vielleicht als Bedingung bei der Besetzung gilt, daß er das jetzige 2te Assessor-Examen gemacht haben müsse. Ist das nicht der Fall, reicht seine formelle Qualifikation aus, und seid ihr in Thüringen nicht zu partikularistisch, um einem Potsdamer anzustellen, so kann ich Dir den Dr. Sello mit gutem Gewissen empfehlen. Er wird sich in diesen Tagen Dir vorstellen. Sollte eine Empfehlung unsres Kronprinzen, der ihn persönlich kennt u. schätzt, ihm helfen, so würde er selbst solche beschaffen können. –

Heute bin ich Nachmittags in Berlin mit dem Norwegisch-deutschen jungen Ehepaar Jacobi zusammen bei Lucie zu Mittag. Das Bild ist recht gut ausgefallen und nach Fulda abgeschickt. Auch habe ich Mutter herumgekriegt, daß sie selbst noch etwas schenkt, „aber etwas Nützliches.“

Herzlichen Gruß, in Eile

Dein

C. Hkl.

cFreut mich daß es Walter so gut geht, grüße ihn besonders.

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
04.10.1884
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 35150
ID
35150