Hans Driesch an Ernst Haeckel, Zürich, 6. März 1891
Zürich, 6.III.91.
Hochverehrter Herr Professor!
Lassen Sie mich zunächst in meines Freundes und in meinem Namen Ihnen die herzlichsten Glückwünsche zu dem frohen Ereignis, von dem Sie uns Kunde gaben, aussprechen.
Die Arbeit, die ich gleichzeitig mit diesem Brief an Sie absende, ist schon seit ungefähr Jahresfrist langsam bei mir entstanden. Sie werden derselben wohl nicht in allen Punkten beistimmen, || wenngleich sich diese Differenz der Ansichten nur auf das größere oder geringere Fürwahrhalten vorhandener Hypothesen beziehen kann, denn practische Behauptungen habe ich nicht aufgestellt. Ich habe gewissermassen den Wert biologischer Hypothesen am Massstab der Physik gemessen. Weiteres über die Arbeit wüsste ich eigentlich nicht zu sagen, das Vorwort spricht aus, was sie sein soll.
Ich habe das geschrieben, was ich auf Grund meiner Ueberzeugung schreiben musste. ||
Indem ich mich der Hoffnung hingebe, dass Meinungsdifferenzen an meinem persönlichen Verhältnis zu Ihnen nichts ändern, bin ich
in alter Ergebenheit und Hochachtung
Ihr
Hans Driesch.