Hans Driesch an Ernst Haeckel, Lesina, 6. April 1889
Lesina, 6/IV 89.
Hochgeehrter Herr Professor!
Für Ihre gütigen Zeilen um die uns übersandten Empfehlungen sage ich Ihnen erst jetzt meinen herzlichen Dank, um Ihnen zugleich die besten Empfehlungen und Grüsse der betreffenden Herrn übermitteln zu können. Hr. Dr. Krauseneck, Dr. Marchesetti und Dr. Bucchich haben wir gesehen. Herr Krauseneck sen. und Herr Consul Lutteroth waren ihrer Gesundheit halber nicht zu sprechen.
Mit unserem Triester Aufenthalt (4 ½ Wochen) können wir ganz zufrieden sein, trotz häufigen || Sturmes haben wir wol das wesentliche der Fauna erhalten & studiert. – Die Ueberfahrt hierher war sehr stürmisch, 12 Stunden Verspätung. Hier ist es auch ziemlich unruhig, doch so dass, mit Hülfea eines tüchtigen Fischers, täglich etwas zu unternehmen ist und wir in den 3 Tagen, die wir hier weilen, schon ziemlich viel erlangt haben (besonders Echinodermen).
Was die von mir speciell gewünschten Hydreiden angeht, so war es damit in Triest höchst spärlich, scheint hier jedoch besser zu sein.
Wir denken bis zum 17ten hierzubleiben und dann über Ragusa, Cattaro, Cetinje, Rjeka nach Scutari zu fahren um in ca. 1 Woche die Fauna des dortigen Sees zu untersuchen d. h. zu fischen soviel irgend möglich. Durch die Güte || des Hrn. Dr. Krauseneck und einiger anderer Triester Herrn haben wir ein officielles Schreiben an den oesterreichischen Consul in Scutari, sowie andere Empfehlungen dorthin in unseren Händen.
Anfang Mai werden wir in Triest sein, doch noch ca. 1 Woche bleiben, da sich die pelagische und Küstenfauna gerade jetzt sehr verändern soll, und dann langsam zurückreisen, sodass wir Mitte Mai in Jena sind.
Professor Jurinae, den wir auf 2 Tage in seiner Heimat Warasdin besuchten, sowie mein Freund Herbst bitten mich Ihnen ihre beste Empfehlung zu übermitteln.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr dankbares Schüler
Hans Driesch.
a gestr.: an der Hand, eingef.: mit Hülfe