Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 26. Juli 1882
Potsdam 26 Juli 82.
Lieber Bruder!
Mit der neuen Woche gehst Du auf Reisen; da möchte ich Dir noch meine herzlichen Wünsche mit auf den Weg geben. Insbesondre wünsche ich Dir, daß Du in Würzburg nicht mit alten Bekannten (Virchow pp) in Collision geräthst, in Steiermark gutes Wetter hast, u. in Eisenach in Deiner Rede über Goethe Darwin und Lamarck Dir nicht den Mund verbrennst. Du wirst, ich weiß es, hierbei über Deinen allzu fürsorglichen Bruder lächeln. Aber es liegt, glaube ich, in Deinem wohlverstandenen eignen Interesse, die angedeuteten Collisionen zu vermeiden. Halte Dich sachlich und begieb [!] Dich unnöthiger Ausfälle gegen anders denkende; dann wirkst Du bei dem denkenden Zuhörer resp. Leser um so erfolgreicher. – Dixi et [salvavi] animam pp.
Mutter läßt schön grüßen. Sie hatte mit Tante Bertha hier nette Tage || verlebt und fühlt sich nun wieder einsam. Meine beiden Jungen sind von ihren Ferienausflügen zurück. Ich selbst habe jetzt genug Ferienarbeit bis zum Antritt meines Urlaubs. Dabei trinke ich früh meinen Wildunger, bade und laufe.
Von der Badekur in Sylt hoffe ich viel, fühle mich übrigens auch jetzt schon munterer als im Frühjahr.
Die Deinen kommen hoffentlich recht erfrischt von Helgoland zurück. Grüße Sie herzlich und sei selbst recht gegrüßt von
Deinem
treuen Bruder
und den Kindern.