Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 10. Juli 1881
Potsdam d. 10 Juli
1881.
Lieber Bruder!
Ich habe Dir seit der Conferenz, die ich am Sonnabend den 25 vorigen Monats bei Helene mit ihr, Bernhard Petersen u. Heinrich hatte, noch nicht geschrieben, weil sich das Verhandelte besser mündlich als schriftlich auseinandersetzen läßt und ich zu ausführlicher Mittheilung keine Muße hatte. Deine Erklärung, die ich an mehreren wesentlichen Stellen anders gewünscht hätte, erschwerte eine Einigung, die jedoch zu Stande kam, in so weit sie die Anwesenden betraf.
Durch Mutter höre ich, daß Heinrich nachher an Dich geschrieben. || Darüber laß uns sprechen, wenn ich zu Dir komme. Es ist gut, wenn Du, wie ich aus deinem Brief an Mutter entnehme, ihm jetzt nichts schreibst.
Wie Deine Verzichtleistung zu Gunsten der Neffen u. Nichten zu fassen ist, darüber muß ich noch mit Dir u. Deinem Schwager sprechen, die Sache ist nicht so einfach, wie es Dir erscheinen mag. –
Heut war Hermann zu seinem Geburtstage hier; er ist nun 26 Jahr geworden. Auch Tante Bertha, die ebenso wie unsre Mutter stark erkältet ist, war hier. Sie läßt Dir sagen: ||
daß auf die Aktien der großen Berliner Pferdebahn, von denen sie c. 40 besitzt, und die bei 9 % Dividende jetzt 209 stehen, auf je 12 alte 5 neue, zur Vermehrung des Stammkapitals, zum Course von 130 % ausgegeben werden. Willst Du welche haben, ist sie bereit Dir 5 neue nachzulassen zu diesem Course. – Ich muß Dir es ganz anheimgeben; rathen mag ich nicht dazu da es immer ein Industriepapier ist und bleibt, also nicht zu den den Coursschwankungen weniger unterworfenen gehört.
Da dieses Geschäft bald sich entscheiden muß, bis 15t, so bitte ich um Antwort, ob Mutter nun solche Aktien zu nehmen, welche von || Deinen zum Verkauf bestimmten Papieren verkaufen etc. wie viel solcher Pferdebahnaktien sie nehmen soll.
Ist Deine Frau und Kinder schon fort? Sind Sie in Ziegenrück u. wie sind dort die Preise pro Kopf und Tag? Kann man sich dort in Pension geben?
Mit herzlichen Gruß
Dein
treuer Bruder.
Wie ist es, willst Du zu jeder Rechnungslegung von Heinrich die Beläge noch durchsehen oder dies mir überlassen. Um sich ein Urtheil über die Sache zu bilden, ist dies allerdings nöthig! –
Ich habe damit erst in diesen Tagen anfangen können.
a Mutter grüßt schön; sie aß heute mit unten. Siegfried ist auch erkältet, hat 2 Tage gelegen, ist aber wieder auf Besserung.
a weiter am Rand v. S. 4: Mutter grüßt schön...wieder auf Besserung.