Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 1. Oktober 1880
An Signore Professore
E. Haeckel
Castello Portofino presso di
Genova (Italia) ||
Potsdam 1 October 1880.
Sehr erfreut sind wir, lieber Bruder, über die guten Nachrichten von Dir, u. daß Du schon so viel Glück mit der Seefischerei gehabt. Ich wünsche Dir noch ferner andauerndes gutes Wetter. Hier haben wir schon recht kühle herbstliche Tage und fangen mit Einheitzen an. – Mir u. den Kindern geht es im Allgemeinen gut. Heinrich ist seit 10 Tagen in Berlin bei Tante Bertha, um einen Cours in Geburtshilfe mit dem Phantome als Vorbereitung zu der Winterklinik in Straßburg, durchzumachen. Hermann giebt in diesen Tagen seine Stelle in Althof-Ragnit auf, macht einen Abstecher nach Riga u. kommt dann zu seinen Examensarbeiten hierher. Ernst habe ich aus der Schule genommen u. er tritt heute im botanischen Garten in Berlin als Lehrling ein. Georg ist in Ober Secunda sitzen geblieben u. nicht versetzt. Ich hoffe, er nimmt sich in Zukunft mehr zusammen. Bei den Töchtern ist seit 3 Wochen eine Freundin von Marie zu Besuch, aus Pommern. Unser alt Mutterchen ist oft recht schwach u. klagt viel über Kopfweh. Ich glaube, ihr geht auch der Mädchenwechsel (ihre Anna geht morgen ab, um sich zu verheirathen) sehr nahe. Pepo besucht sie regelmäßig u. ist Ihre ganze Freude. Sie läßt schön grüßen u. „Du solltest hübsch vorsichtig sein“. – Nochmals besten Dank für Deine Geburtstagswünsche
Dein alter
Bruder