Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 9. September 1880
Potsdam 9/9 80
Lieber Bruder!
Ich muß Dir doch, wenn ich es nicht etwaa schon gethan – recht herzlich danken für die hübsche Reise nach Kopenhagen, die ich in so glänzender Weise vom 7t bis 12t August cr. durch Deine Güte gemacht habe. Es war mir eine rechte Erquickung; sowohl die Kunstschätze, wie die Lage und Physiognomie der Stadt u. der herrlichen Umgegend (bis Helsingoer, Fredensborg, Fredericksborg war ich) haben mich recht erfreut. Einen netten Abend brachte ich bei Freund Krabbe u. in dessen Familie zu. Sie lassen Dich herzlich grüßen. –
Der Heringsdorfer Ausflug ist den 3 größeren Jungen recht gut bekommen, nur Friedel weniger. Er litt dort am Durchfall, der ihn herunterbrachte, hat sich aber schon wieder recht erholt u. ist nett auf dem Zeuge. Ich habe bisher noch halbe Ferien gehabt, muß aber nun wieder ordentlich ins Geschirr. –
Beifolgenden Zeitungs Abschnitt lege ich zu Deiner Ergötzlichkeit bei. Du siehst daraus daß Du angeblich gar nicht in der Schweiz bist, sondern in Brüssel beim Freiheitsschwindler-Congreß!! Uebrigens möchte ich mir an Deiner Stelle doch nicht all’ den Unsinn, der dort geredet ist u. namentlich von den Deutschen, auf mein Conto setzen lassen. Willst Du nicht die || kurze Notiz, „daß Du gar nicht in Brüssel gewesen“, in die National Zeitung setzen lassen?? ‒
Mutter sagt mir, Du wolltest noch 9000 M. nach Michaelis in Hypotheken anlegen. – Bist Du auch mit 4 % zufrieden? – Der Zinsfuß ist in der letzten Zeit so herunter gegangen, daß schwerlich mehr Zinsen bei guten Hypotheken zu erlangen sein werden.
Bitte hierüber um Antwort.
Die Kinder grüßen ebenso wie ich Dich und Deine liebe Frau
Dein
treuer Bruder,
der Euch fernerhin gut Wetter wünscht.
a eingef.: etwa