Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Ems, 19. Juni 1872

Ems 19 Juni 1872.

Lieber Bruder!

Diesmal kann ich der gestrigen trüben Nachricht bald eine andre, hoffentlich günstigere nachsenden. Gestern Nachmittag stellten sich die ersten entfernten Anzeichen der herannahenden Entbindung bei Clara ein. Nachts 12 Uhr ging der Akt los und heuta früh 3 ¼ Uhr kam ein allerdings kleiner, aber doch lebensfähiger Junge in sonst normaler Weise, ohne Hülfe des Arztes zur Welt. Auf Clara’s Zustand scheint der Actus, bis jetzt wenigstens, günstig gewirkt zu haben. Ob das Würmchen, das höchstens im 7 ½ten Monat ist, am Leben zu erhalten sein wird, muß sich erst zeigen. Entscheidend wird nach des Doktor‘s Ausspruch sein, ob ihm die Milch der Mutter bekommt. Die Hauptsache ist natürlich, || daß wie ich zu Gott hoffe, Clara die sehr ernste Affaire (ich meine die vorhergegangenen Krankheit mit der nachgefolgten Entbindung) glücklich übersteht. So bald werden wir jedenfalls von hier nicht fort können. Sehr beruhigend ist mir, das Doktor, Hebammen u. Wärterin nichts zu wünschen übrig lassen.

Für heut ade, lieber Bruder. Die Einlage stellst Du wohl unserm Karl zu.

Herzlichen Gruß Deiner Frau.

Clara grüßt Euch beide

Dein treuer Bruder

Karl.

a eingef.: heut;

Brief Metadaten

ID
35043
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Datierung
19.06.1872
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
1
Format
14,1 x 21,9 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 35043
Zitiervorlage
Haeckel, Karl an Haeckel, Ernst; Bad Ems; 19.06.1872; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_35043