Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 27. April 1870
P. d. 27/4 70.
Lieber Ernst!
Du mußt doch wissen, wie die Sachen bei uns stehen. Ich habe mich nun doch entschlossen, Carl zu Roller nach Illenau zu geben, da Quincke sowohl wie Laehr diesen für besonders geeignet zur Behandlung von Carl halten. Ich habe ihn gestern angemeldet u. erwarte baldigen Bescheid. Da ich in 4 Tagen die Hin- und Herreise abmachen kann, werde ich ihn selbst hinbringen. Ich rüste mich schon zur Reise, u. es lohnt sich nun nicht noch, ihn erst zu Dir zu bringen. Der Junge ist jetzt vorwiegend melancholisch gestimmt.
Die Aeltern sah ich am Sonntag Nanchmittag. Vater geht wieder Vormittags spazieren. Mutter ist viel trüb gestimmt, auch wegen des Jungen.
In Martin’s Nachlaß befindet sich ein Benège’sches Mikroskop aus Berlin, das neu 35 Rth. gekostet hat mit Linsen neuer Construction und zu wissenschaftlichen Untersuchungen geeignet. Auch Präparate u. Chemikalien dazu sind da. || Kannst Du vielleicht dort ein solches Mikroskop absetzen? – Leider kann ich Dir die Vergößerungen nicht sagen, würde dies aber leicht durch Herrn v. Schlicht hier feststellen lassen können.
Bitte, antworte mir umgehend auf diese Frage. Mehr als 15-20 Rth würden wir dafür nicht verlangen.
Uns geht es sonst gut, nur Claerchen ist seit längerem etwas erkältet.
Hoffentlich ist bei Euch alles gut.
Ade herzlichen Gruß von
Deinem
treuen
Bruder
C Haeckel