Haeckel, Karl

Karl Haeckel an Ernst Haeckel, W., 10. Juli 1869

W., 10 Juli 69.

Lieber Bruder!

Gestern Nachmittag erhielt ich Tanten’s und der Kinder Briefe, nach denen ich mich am 8t – der mir diesmal recht schwer wurde – recht gesehnt hatte. Es freut mich, daß es allen so gut bei Euch geht. Heut werden sie nun wohl wieder aufgebrochen sein u. hoffentlich für die Resttour gutes Wetter behalten. Bis jetzt habe ich hier noch keinen Regen gehabt; aber gestern war es so schwül u. heute ist kein Thau gefallen, so daß ich einen Wechsel der Witterung fürchte. Die Berge sind hier ganz herrlich. Wald und Wiesenthäler ähnlich dem thüringer Walde, prächtige Vegetation. Mit Herrn M. und Frl. L. bin ich täglich zusammen, u. habe mich gestern als Vorleser engagirt, zunächst aus Scheffel’s Aventiuren.a Du würdest mich nun sehr verbinden, wenn Du mir

1.) Deinen gedruckten Vortrag über Sicilien und die Aetna-Besteigung (aus der Zeitschrift für Erdkunde)

2.) Das Concept des Vortrags über den Pic von Teneriffa ||

c.) Deine sämmtlichen Reiseberichte von der Tour nach den Canarischen Inseln schicktest – und zwar zur Mehrheit recommandirt (unfrankirt). Ich verfolge dabei mehrere Zwecke, einmal möchte ich den beiden Partien daraus vorlesen, und dann prüfen, ob nicht, ohne viele Änderungen, die Briefe zum Druck zurecht gemacht werden können.

Bitte, schlage mir es nicht ab, Du kannst des sorgsamsten Aufbewahrens sicher sein.

Heut ist meines Hermanns Geburts Tag. – Ade, herzl. Gruß Dir und Deiner Agnes und dem kleinen Walter einen Kuß von

Deinem

treuen Bruder

CH.

N.B. Kennst Du eine Frau Dr. Schneider, die früher in Jena, jetzt in Eisenach wohnt? Sie ist als schwer Kranke hier und wohnt in Einer Etage mit mir.

a mit Einfügungszeichen eingef.: zunächst aus Scheffel’s Aventiuren;

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
10.07.1869
Entstehungsort
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 35002
ID
35002