Haeckel, Karl

Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 7. Dezember 1868, mit Beischrift von Charlotte Haeckel

Berlin 7/12 68.

Lieber Bruder!

Heut las ich Deinen letzten Brief. Komme nur bald; es wird dem Alten, der doch recht angegriffen ist, gutthun.

Dein

Karl.

Küß mir mein Pathchen Walter recht ab, aber knutsche ihn nicht zu sehr.

[Beischrift von Charlotte Haeckel]

Mein lieber Ernst!

Dank für Deinen heute früh erhaltenen Brief, wie sehr freue ich mich, daß es Euch gut geht. –

Leider kann ich Dir über Vaters Befinden noch nicht viel Besseres berichten. Die letzte Nacht || war nicht ganz so schlimm, als die früheren; aber heute am Tage ist er sehr matt und kleinmüthig. Karl war heute zum Begräbniß des Professors Lette hergekommen, und nach demselben bei uns, um 3 ½ Uhr fuhr er wieder nach Potsdam. –

Vater grüßt Dich und Agnes herzlich, und läßt Dir sagen, wie sehr er sich auf Dein Kommen || freue. – Quincke besucht Vater täglich, und ist sehr sorglich für ihn. Leider läßt sich ja nur wenig zu seiner Erleichterung thun, und das ist für mich das Schwerste. –

Nun, Gott wird helfen, er sei mit uns allen. Dir und Deiner Agnes den herzlichsten Gruß von

Deiner

Mutter Lotte.

Ab und zu kommen wohl leichtere Augenblicke für Vater, wo er liest und schreibt. ||

Liebigscher Fleischextrakt ist hier sehr gut zu haben. –

Ich habe den Brief noch mal aufgemacht, um Dir noch zu sagen, daß Vater jetzt wieder Excerpte macht, den ganzen Tag lag er matt und abgespannt auf dem Sopha.

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
07.12.1868
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 34982
ID
34982