Haeckel, Karl

Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Landsberg an der Warthe, 12. Juli 1865

Landsberg a/W 12 Juli 1865 10 Uhr Abds.

Lieber Ernst!

Heute hat sich entschieden, daß wir schon Freitag früh von hier reisen. Forkel schrieb mir heut früh auf meine Anfrage, daß er Sonntag nicht mehr in Coburg sei, sondern dann grad eine längere unaufschiebbare Reise antrete. So erwirkte ich mir denn die Erlaubniß einen Tag eher zu reisen und denke, am Sonnabend früh in Coburg zu sein und von da Sonnabend Nachmittag noch nach Nürnberg zu fahren. Willst Du nun noch die 200 Fl. los sein, so sende sie an a mich per adr. Justizrath Forkel, Coburg, „am Sonnabend Vormittag abzugeben.“ –

Zunächst geht es jedenfalls, ohne viel Aufenthalt nach Salzburg, wo wir Frl. Wangemann und Arndt treffen, die zufällig auch dorthin reisen. Mit ihnen werden einige Tage der Umgebung von Salzburg, Ischl, Schaafberg, Hallstadt gewidmet. Was dann weiter wird, wissen die Götter. Einen bestimmten Plan kann ich erst feststellen wenn ich weiß, wie Mimmi in den Bergen zu Fuß ist. Ich werde ihr jedenfalls nicht || zu viel bieten in Strapazen. Kann ich sie voraussichtlichb nicht nach der Pasterze hinauf bringen, so fahre ich über Innsbruck per Landeck Feldkirch nach der Schweiz, wo die Kommunikationsmittel bequemer sind, setze mich im Berner Oberlande fest und mache von da Ausflüge. Geht es aber gut in den Bergen, so kombinire ich mir aus Deinen Vorschlägen und dem Baedeker eine Zickzacktour durch Tyrol zurecht: etwa Gastein-Heiligenblut, Pinz Gau, Gerlos, Zell im Ziller Thal, Duxer Thal, Brenner, Sterzing, Botzen, Meran, Jaufen, Sterzing, Innsbruck, Achensee (Scholastica)c mit Achenthal und von da nach Hause. Wo hast Du in Meran logirt? – Ist denn das Wormser Joch so lohnend und kommt man da den Gletschern so nahe wie auf der Pasterze? ‒

Für Pläne, Bücher pp danke ich bestens. Den lieben Alten sage diesmal nur einen herzlichen Gruß und Dank für ihre Briefe, ebenso Karl, der mir die Reise so ganz nett beschrieben hat. Mutter wünsche ich gute Besserung. Frl. Wienke ist heut richtig eingetroffen. ‒ Schickst Du nicht das Geld nach Coburg, so schreibe doch nach Berlin, falls ich Deinen Brief dort am Freitag Nachmittag haben kann, oder nach München poste restante || Spätere Nachrichten bitte ich bis 18t Juli nach Salzburg, bis 25t nach Innsbruck abzusenden; Ade

herzlichen Groß von

Deinem

Karl.

a gestr.: mich; b eingef.: voraussichtlich; c eingef.: (Scholastica);

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
12.07.1865
Entstehungsort
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 34970
ID
34970