Hermine Sethe an Ernst Haeckel, Berlin, 15. Juli 1848
Berlin d. 15ten Juli
1848
Lieber Bruder Ernst!
Ganz überraschenda kam mir Dein Brief, wußte ich ja doch gar nicht, daß Du Schlingel etwas von unserm Verhältniß wußtest. Du mußt nur hübsch schweigen und Niemanden etwas davon sagen, da es noch ganz geheim bleiben soll, meine Geschwister wissen noch Nichts davon. Willst Du, lieber Junge, denn mich als Deine Schwester wohl haben und mich ein bischen lieben? Etwas bekomme ich ab, liebst Du doch Deinen Bruder sehr, und da der mir gehört, so gehört auch die Liebe die ihm wird mir zu. Ich danke Dir recht recht herzlich für Deinen lieben Brief, fahre nur fleißig fort; wohl kenne ich das Gesicht, aber nicht oberflächlich und nicht ganz so dumm; es hat mir große Freude gemacht. Was machst Du Schlingel denn für Streiche mit Deinem Fuß? Kourire ihn nur bald wieder, damit Deine Mutter her kann. Adieu mein lieber Ernst, schreibe mir bald einmal wieder.
Deine Dich herzlich liebende
Schwester Mimmi in spe.
Die Aprikosen von Deinem Baume schmecken vortrefflich.
a korr. aus: überschw