Berlin N. W.
Alt Moabit 129.
den 27ten November 1904.
Hochverehrter Herr Professor!
Gestatten Sie mir gütigst, Ihnen mitteilen zu dürfen, daß von Anfang Dezember an in dem Kunstsalon von Keller & Reiner Berlin W. Potsdamer Str. eine Sonderausstellung von Reisestudien aus Ägypten und Ceylon eröffnet wird und würde es mir eine besondere Freude und Ehre sein, falls Sie, Herr Professor, im Dezember nach Berlin kommen sollten, wenn Sie meinen Arbeiten Ihr Interesse schenken würden. ||
Es sind teils figürliche, teils landschaftliche Studien von dieser Reise, welche ich in Begleitung meiner Frau, einer Tochter des Landschaftsmalers Professor Louis Douzette, im Frühling dieses Jahres unternommen hatte, und von welcher wir kürzlich zurückgekehrt sind. In diesen Studien habe ich ehrlich versucht, die Farbe und den Charakter der tropischen Landschaft zu geben, und hoffe ich, Ihrem einst ausgesprochenen Wunsche, die Maler möchten sich auch mehr der Schilderung tropischer Gegenden unserer Erde widmen, etwas nachgekommen zu sein.
Wir sind getreue Anhänger Ihrer Lehren; wenn wir Abends beim Schein der Lampe in unserem Bungalow nach des Tages Arbeit zusammen saßen, so war || es vornehmlich das Studium Ihrer herrlichen Werke, welche uns eine stete Quelle neuer Begeisterung und Belehrung wurde.
Whist Bungalow haben wir besucht und viele Plätze, welche Sie, Herr Professor, so farbenprächtig und anschaulich in den schönen, indischen Reisebriefen geschildert haben und gedachten wir oft auf der fernen Insel unter den Palmen des Südens, in Dankbarkeit und Verehrung des mutigen Apostels der Wahrheit.
Möchte ein gütiges Geschick Sie, verehrter Herr Professor, noch viele Jahre in ungeschwächter Kraft den verehrten Ihren und Ihren treuen Anhängern erhalten.
Mit vorzüglichster Hochachtung
ganz ergebenst
Adolf G. Döring
Maler.