Ernst Haeckel an Karl Biese, Jena, 12. Mai 1910
Zoologisches Institut
der Universität Jena.
Jena 12.5.1910.
Hochgeehrter Herr!
Das schöne und sinnvolle Aquarell-Bild, das Sie auf Wunsch Ihres verstorbenen Schwiegervaters Herrn Radde zu Ehren meines lieben Freundes des Bauern-Philosophen Conrad Deubler gemalt haben, bildet jetzt eine besondere Zierde des Archiv-Saales in meinem neuen Phyletischen Museum; ich sage Ihnen – in aufrichtiger Bewunderung der Komposition und Ausführung, dafür meinen besten Dank!
Die „Internationale Farbenscala“, die Herr Radde entworfen und ausgeführt hat, ist mir nicht bekannt; ich würde schwerlich im Stande sein, ein Urteil und Gutachten über dieses bedeutende Werk abzugeben. ||
In Sachen der bildenden Kunst bin ich bloß Dilettant und kann kein irgendwie maaßgebendes Urteil fällen. Ich bitte Sie daher, die freundlichst beabsichtigte Zusendung der betreffenden Modelle zu unterlassen; um so mehr als meine Zeit durch massenhaft angehäufte Arbeiten und Geschäfte so stark in Anspruch genommen ist.
Hochachtungsvoll grüßend
Ihr ergebener
Ernst Haeckel.