Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Emil Bessels, Jena, 28. Februar 1883

Jena 28 Februar 83

Lieber Freund Bessels!

Durch das gütige Geschenk Ihres prächtigen Polar-Ölgemäldes haben Sie mir eine große Freude bereitet. Es soll einen besonderen Ehrenplatz in meinem Arbeitszimmer in der neuen „Villa Medusa“ bekommen, welche gegenüber dem neuen zoologischen Institute (1882 in Snell’s Garten am „Paradiese“ erbaut) an dem „Leutrabache“ liegt und im nächsten Herbste bezogen werden soll! ||

Tief gerührt hat mich der II. Band meiner „Generellen Morphologie“, die mit Ihnen den Schiffbruch der „Polaris“ durchgemacht hat und die unverwischbaren Spuren dieses Abenteuers auf jeder Seite zeigt. Eine größere und seltenere Ehre ist noch keiner meiner Schriften zu Theil geworden. Es ist doch schön für einen alten grauen Lehrer, solche berühmten Nordpol-Fahrer unter seinen treuen Schülern zu sehen! ||

Hoffentlich ist Ihnen auch der II. Theil meines Medusen-Werks (Challenger Tiefsee-Medusen mit 32 Tafeln) richtig zugekommen.

Sehr bedauert habe ich, daß icha Ihnen nicht auch meine „Indischen Reisebriefe“ schicken konnte. Aber leider war die Zahl der mir zugekommnen Exemplare zu gering und die Zahl der Indischen Gönner u. Gastfreunde, denen ich sie nothwendig schicken mußte, allzu groß.

Hoffentlich kann ich das Versäumniß später nachholen. ||

Ich schwelge nachträglich in den schönsten Erinnerungen an das herrliche Ceylon.

– Im Übrigen geht es mir und meiner Familie gut. Die Ceylon-Arbeiten fange ich erst ungefähr in einem Jahre an, wenn ich die Challenger-Radiolaren (mit 130 Tafeln) vollendet habe. –

Hoffentlich geht es Ihnen auch recht gut! Oder haben Sie inzwischen wieder Schiffbruch-Vergnügungen genossen?

Mit freundlichen Grüßen und wiederholtem herzlichstem Dank

Ihr treuer Ernst Haeckel.

a eingef.: daß ich

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
28.02.1883
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Unbekannt
Signatur
A 33377
ID
33377