Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Oskar und Richard Hertwig, Jena, 30. Juni 1871

Jena 30 Juni 71

Liebea Freunde!

Beifolgend sende ich Ihnen mit meinen wiederholten herzlichsten und freundlichsten Glückwünschen Ihre ruhmvoll errungenen Preise, achtzig Thaler nebst den beiden silbernen Medaillen. Möge Ihnen dieser Preis ein andauernder Sporn sein, auf der von Ihnen so glücklich betretenen Bahn unserer Wissenschaft mit unermüdlichem Eifer und Fleiße fortzuarbeiten. Der Erfolg wird Ihnen gewiß nicht fehlen. ||

Ich habe in das Kästchen, in dessen Grunde Sie die 80₰ in Papier finden, noch einen kleinen Schlüssel gepackt, welchen ich Sie bitte, nebst dem beifolgenden Briefe an meine Cousine, Frl. Hedwig Bleek zu bringen (wo möglich bald!).

Was Ihre Arbeit betrifft, so ist eine Reduction des Textes keineswegs erforderlich, sondern nur eine sorgfältige Durchsicht, besonders auch in formaler Hinsicht. Auch wenn die beiden Aufsätze zusammen im Drucke mehr als sechs Bogen betragen sollten || (– wir haben sie ungefähr so geschätzt –) schadet das gar nichts. Nur die Figuren-Zahl muß bedeutend reducirt (und die zu großen Figuren verkleinert, ferner die Figuren mehr zusammen gerückt) werden, damit sie auf 6b Tafeln (im Quer-Quart-Format) gehen. Es ist nämlich bei unserer Zeitschrift üblich, auf jeden Bogen Text durchschnittlich eine Tafel zu bewilligen. Überzählige Tafeln müssen die Verfasser auf ihre Kosten anfertigen lassen. Indessen können auf 6 Bogen Text auch allenfalls 7 Tafeln gegeben werden. Sie können, glaube ich, ohne Mühe die Figuren an Zahl und Größe sehr reduciren. || Besonders auffallende Fehler oder Versehen sind im Texte wohl nicht vorhanden. Indessen werden Sie jetzt, nachdem eine vierteljährige Pause und so wichtige Anschauungen an lebenden Ascidien dazwischen liegen, sicher noch Manches verbessern können.

An Professor Max Schultze meine freundlichsten Grüße.

Sein Bruder Bernhard hier hat sich gestern (zur allgemeinen Überraschung) mit einem sehr liebenswürdigen Edelfräulein (von 21 Jahr) Frl. von und zu Egloffstein, verlobt (Er ist 44 Jahre, und sehr fidel!).

Herzlichste Grüße.

Stets Ihr treuer

Haeckel

a irrtüml.: Lieben; b korr. aus: 5

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
30.06.1871
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 33300
ID
33300