Ernst Haeckel an Richard Hertwig, Jena, 11. Oktober 1873
Jena 11 Oct 73
Lieber Freund!
Wie Oscar Ihnen vielleicht schon mitgetheilt hat, habe ich neulich mit dem Stabsarzt Dr. Bode über Sie gesprochen. Er hat mir versichert, daß Sie für den Dienst mit der Waffe entschieden untauglich seien, und daß er Sie demgemäß wenn Sie sich hier melden, für untauglich erklären werde. Ich habe mich darüber sehr gefreut und gratulire Ihnen zu dem Gewinn eines Lebensjahres. Um so mehr hoffe ich, daß Sie zu Ostern sicher hierher kommen und sich hier habilitiren. ||
Als Habilitations-Schrift können Sie ja den allgemeinen Theil Ihrer Rhizopoden-Studien benutzen, und den speciellen Theil mit den Figuren an Schultze geben. Wenn irgend möglich, sollten Sie doch versuchen, Ihren Mitarbeiter abzustreifen. Er kann ja seine Beobachtungen unter seinem Namen publiciren. Ein solches gemeinsames Schreiben hat noch stets beide Theile unbefriedigt gelassen und oft in Zwist gebracht. Einer muß doch im Grunde immer Alles machen. ||
Bei mir geht es gut. Meine Frau hat diesmal ein recht gutes Wochenbett und das kleine Mädchen ist recht kräftig und gesund.
Mit den freundlichsten Grüßen
Ihr treu ergebener
Haeckel
P. S. Die Naturförsterei in Wiesbaden war wohl jämmerlich?