Jena 28/8 81.
Lieber Freund und College!
Mit herzlicher u. aufrichtiger Freude hat mich der eben erhaltene Brief Ihres Bruders erfüllt, wonach Sie die sehnlich erwartete Berufung nach Königsberg nun endlich erhalten haben; möge Alles dort ganz nach Wunsch sich gestalten und Ihnen, wie unserer Wissenschaft, von möglichstem Nutzen sein! || Hoffentlich haben Sie das Glückwunsch-Telegramm, das ich so eben nach Friedrichsroda abgeschickt, noch richtig erhalten.
– Daß Sie in Weimar die gewünschte Entlassung erhalten, bezweifle ich nicht. Wenn ich auch einerseits bedaure, daß die Zoologie nun im nächsten Winter hier nicht gelesen wird, so überwiegt doch anderseits die Genugthuung, Sie nun sicher unter Dach zu wissen. || Ich habe die letzten drei Wochen in unerquicklichster Weise ausschließlich mit Packen zugebracht und erst gestern diese Arbeit beendigt. Gestern sind 12 große Kisten nach Triest abgegangen. Ich selbst reise in 4 Wochen ab. Hier ist Alles still und leer. Meine Frau sendet Ihnen gleich mir die herzlichsten Glückwünsche, und wünscht Ihnen und Ihrem Bruder schönstes Wetter für die Tyrolera Reise! ||
Ihrem Bruder noch besonderen Dank für die sofortige Mittheilung und für seine (sehr angenehme) Offerte ein Publicum über Parasiten im nächsten Winter zu lesen, damit die Zoologie nicht ganz unvertreten ist.
Mit besten Wünschen und freundschaftlichen Grüßen
Ihr
E. Haeckel
a korr. aus: Tyl