Ernst Haeckel an Richard Hertwig, Jena, 25. Februar 1915
Jena 25.2.1915.
Lieber Freund!
Besten Dank für Ihren freundlichen Glückwunsch zum 81. Geburtstage! Ich habe denselben in aller Stille hier verlebt, ohne Besuche zu empfangen. Der leidende Zustand meiner Frau, deren Herz und Nerven immer schwächer werden, nötigt uns zu absolut ruhigem Leben. Auch meine eigene Gesundheit hat im letzten halben Jahr sehr abgenommen. Die beständigen Sorgen und Trauerkunden des gigantischen Weltkrieges rauben uns Schlaf und Arbeitsfähigkeit. Im weiteren Kreise meiner Verwandten und Bekannten – Lehrer und Schüler – sind viele Verluste zu beklagen. Hoffentlich führen bald entscheidende Siege zu einem glücklichen und dauerhaften Frieden! ||
So eben lese ich in der Zeitung, daß die schwer verwundeten Deutschen und Französischen Krieger in der Schweiz ausgewechselt werden sollen. Da werden Sie wohl bald die Freude haben, Ihren lieben Sohn Otto, dessen chirurgische Behandlung in Chambery wohl sehr mangelhaft war, wieder bei Sich zu haben und pflegen zu können.
Mit besten Wünschen für seine baldige Genesung und mit herzlichen Grüssen von Haus zu Haus
stets Ihr alter
Ernst Haeckel. ||
[gedrucktes Rundschreiben:]
Dank an die Förderer des Phyletischen Museums.
Nachdem der Bau des Phyletischen Museums vollendet und der Universität Jena bereits bei deren 350-jährigen Jubiläum, am 30. Juli 1908, als Geschenk übergeben worden ist, fühle ich mich verpflichtet, allen den Freunden der Naturwissenschaft, welche freiwillige Beiträge für dieses erste „Museum für Entwickelungslehre“ gestiftet haben, nochmals meinen herzlichsten Dank abzustatten. Insbesondere gilt derselbe denjenigen hochherzigen Gönnern, welche zufolge des Ende Januar aus Berlin erlassenen Aufrufs an der Ehrengabe für meinen 75sten Geburtstag sich beteiligt haben.
Durch diesen neuen Zuwachs an Mitteln ist es möglich geworden, jetzt mit der inneren Organisation des Museums zu beginnen. Mein Amtsnachfolger, Professor Ludwig Plate, der diese wichtige Aufgabe übernommen, hat bereits durch die vortreffliche Einrichtung der biologischen Abteilung des „Museums für Meereskunde“ Berlin seine besondere Befähigung dafür erwiesen. Somit ist zu hoffen, daß das Museum seinen gemeinnützigen Zweck erfüllen und sowohl die Freude an den Schönheiten der Natur, als auch die Erkenntnis der Wahrheit in weiten Kreisen fördern wird.
JENA, 25. April 1909.
ERNST HAECKEL.