Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Harald Krabbe, Jena, 18. Juli 1881

Jena, 18. Juli 1881

Lieber Krabbe!

Ueber deinen freundlichen Brief und die guten Nachrichten von dir und deiner Familie habe ich mich sehr gefreut. Ich wünsche, dass es so gut weiter geht! –

Mein Bruder war von dem Besuche in Kopenhagen sehr befriedigt; ich danke dir herzlichst für die freundliche Aufnahme. Sehr freue ich mich, dass du mich im nächsten Jahre hier besuchen willst. Du sollst herzlichst bei uns willkommen sein. Ich reise im September nach Ceylon und kehre im April 82 zurück. Da ich seit 30 Jahren sehnlichst wünsche, die Tropen-Natur zu sehen, freue ich mich sehr darauf. Leider ist die Reise sehr theuer, und da ich keine Unterstützung bekomme, werde ich sie sehr einfach (à la Derwisch, III–IV. Klasse!) machen. Meine Freunde in der Berliner Akademie hatten mir zu Ostern das „Humboldt-Stipendium“ (15 000 Mark) für diese Reise fest versprochen. Die Akademie hat aber (auf Antrag von Dubois-Reymond, Virchow und Reichert) beschlossen, dass ich als „Darwinist, Monist und Atheist“ dessen unwürdig sei! –

Im Uebrigen geht mir’s gut. Der zweite Theil meiner Medusen-Monographie („Tiefsee-Medusen des Challenger“) ist glücklich beendigt. –

Meine Kinder (Walter 12 Jahre, Lisbeth 10 und Emma 7 Jahre) entwickeln sich gut. Leider ist meine Frau viel kränklich.

Mit freundlichsten Grüssen

stets dein alter treuer

Ernst Haeckel.

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
18.07.1881
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Unbekannt
ID
33122