Ernst Haeckel an Harald Krabbe, Jena, 5. Juli 1869

Jena, 5. Juli 1869

Mein lieber Krabbe!

Herzlichen Dank für deine beiden freundlichen Briefe. Ich empfing den zweiten grade heute morgen, als ich eben den ersten beantworten wollte. Es thut mir sehr leid, dass ich deine Ferien-Pläne kreuze, und doch möchte ich dich natürlich so sehr gerne in Kopenhagen sehen. Ich habe dir so vielerlei mitzutheilen. Sehr gerne würde ich 8 Tage früher kommen, kann aber leider erst vom August an Urlaub bekommen. (Unser Sommersemester dauert eigentlich bis 28., factisch bis 14. August). Daher kann ich erst am 30. Juli nach Berlin reisen, am 31. früh von dort nach Stettin. Aus Stettin geht der Dampfer am Samstag Mittag 12 Uhr fort und soll bis Kopenhagen 18 - 20 Stunden fahren. Ich werde also Sonntag, 1. August, Vormittags zwischen 6 und 8 Uhr in Kopenhagen eintreffen. Das genauere über die Zeit der Ankunft und den Namen des Dampfers hoffe ich Dir später noch mittheilen zu können. Da der Steamer von Kopenhagen nach Christiania nur Mittwoch und Sonnabend geht, würde ich den 4. August Mittags wieder von Kopenhagen abreisen müssen, mithin 3–3½ Tage bei dir sein können. Vielleicht fährst du dann noch mit mir bis Gothenburg und von dort per Eisenbahn nach Stockholm. Indessen, dies können wir ja noch mündlich verabreden.

Mein Reiseplan nach Norwegen ist folgender: ich denke von Christiania nach Bergen, höchstem bis Trondjhem hinauf zu gehen und in verschiedenen Fjorden mit dem Schleppnetz zu fischen. Da es mir wesentlich um die Fischerei mit der Drague und vorzüglich um Spongien zu thun ist, so werde ich mich an der Küste halten. Excursionen in das Innere würde ich sehr gerne machen, jedoch nur, wenn ich Gesellschaft finde. Wenn du mit nach Norwegen gingest (– was jedenfalls || sehr nett wäre!) würde ich natürlich Qualität und Quantität dieser Gebirgs-Fahrten ganz von deinen Wünschen abhängig machen, da mir Norwegen noch ganz neu ist. Die Wahl der Orte, wo ich vorzüglich fischen will, hängt von den Instructionen ab, die ich mir von Sars erbeten, jedoch noch nicht erhalten habe. Im Ganzen möchte ich auf die Reise nicht mehr als 3–5 Wochen und cc. 150 Thaler (100 norweg. R. Kr) wenden. Auf der Rückreise kann ich nicht über Kopenhagen kommen, da ich von Bergen direct nach Hamburg gehen muss, wo ich Geschäfte habe. Daher muss ich auch auf den archeolog. Kongress in K. verzichten. –

Ich wiederhole, dass es mir sehr leid thut, dich in deinen Reiseplänen zu stören. Aber ich kann leider den meinigen nicht modificiren. Falls du noch lieber mit dem botanischen Verein die Excursion nach Jönköping machst, werde ich mich in Kopenhagen gar nicht aufhalten, sondern direct nach Christiania gehen. Falls ich dich aber in K. treffe, (was mir natürlich sehr lieb sein würde) nehme ich dankbar dein freundliches Anerbieten an, bei dir zu logiren. Sollte ich wider Erwarten schon einige Tage früher reisen können, so würde ich dir dies sogleich schreiben.

Mit herzlichstem Grusse

dein treuer Haeckel.

N. B. Nimmt man in Kopenhagen preussische Kassenscheine?

Brief Metadaten

ID
33117
Gattung
Briefabschrift
Empfänger
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach
Datierung
05.07.1869
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
2
Format
22,3 x 28,3 cm
Besitzende Institution
Unbekannt
Zitiervorlage
Haeckel, Ernst an Krabbe, Harald; Jena; 05.07.1869; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_33117