Jena 10.6.1904.
Liebster Freund!
Deine liebenswürdige Einladung, nächste Woche mit Dir und Heinrich einen Tag in Berlin zu sein, ist höchst verführerisch! Leider ist es mir unmöglich, jetzt hier abzukommen. Ich weiß vor lauter Arbeit nicht, wo anfangen?
– Dazu ist nächste Woche hier große Schleiden-Feier! (100jähriger Geburtstag) Freitag 17.6. Festsitzung unserer medicinisch-naturwissenschaftlichen Gesellschaft (Abends 8), wobei ich (Nolens Volens!) die Festrede halten muß (– über die „Biologie in Jena im 19. Jahrhundert“ –). ||
Samstag 18.6. Akademische Feier in der Universitäts Kirche. Festrede von Stahl. Abends grosses Fest (akademisches), in Abbe’s Volkshaus. Es wäre reizend, (und sicher auch für Dich sehr interessant) wenn Du (– womöglich mit Heinrich! –) Donnerstag oder Freitag herkommen und Sonnabend Alles mit machen könntest! Ich würde Euch Ehrenplätze verschaffen. Viele auswärtige Celebritäten kommen!
Hoffentlich bald zusagende Antwort!
In Eile herzlichste Grüße
Dein treuer
E. Haeckel ||
P. S. Grüße Deinen lieben Bruder herzlich! Wir haben uns sehr über seine freisinnige Rede (betreffend Simultan-Schulen) gefreut!
Von den „Welträthseln“ erscheint jetzt die 120. Auflage.
Herzlichsten Dank für die Marmeladen Offerte; am besten schmecken uns: 1. Straora – 2. Mandarina. Weniger: 3. Tangerina 4. Tiptree. Willst Du uns später (Weihnachten) einige Büchsen senden, werden wir sehr dankbar sein. Jetzt haben wir noch Vorrath!
Dein E. H.