Dodel-Port, Arnold

Arnold Dodel-Port an Ernst Haeckel, Lugano, 15. Februar 1906

(Schweiz) Lugano, d. 15./2 1906

Villa Monteverde.

An Herrn Professor Dr. Ernst Haeckel, Jena. – Zoologisches Institut.

Hochgeehrtester Herr College!

Gruss zuvor! und herzliche Glückwünsche zu Ihrem Geburtsfeste!

Vor mehreren Tagen erhielt ich von Ihrem Verleger, Dr. Woldemar Köhler aus Gera, infolge Ihrer Weisung die „Wanderbilder“ mit einem Handschreiben von Herrn Dr. Köhler, infolge dessen ich an die Redaktion der Frankfurter Zeitung eine Anfrage richtete, ob dieses berühmte Journal mir Platz einräumen würde für eine eventuelle Besprechung dieser neuesten Arbeit Ihrer Muse. Gestern bekam ich die Antwort, und zwar in bejahendem Sinne: zugesagt ist mir der Raum für cca. 2 Spalten des Feuilletons der genanntena Zeitung. Ich werde mich nun darüber hermachen, in möglichst gedrängter Form das Wichtigste zu sagen, was ich über Ihre herrlichen Wanderbilder in glücklichem Verständnis zu sagen habe. Ich danke Ihnen herzlichst für diese Ihre neueste Gabe! Wie glücklich sind Sie, Schaffender, Unermüdlicher! Möge Ihnen das Schicksal diese Freuden des Schaffens noch recht lange erhalten!

Sobald meine Besprechung in der Frankfurter Zeitung erschienen sein wird, werde ich Ihnen, sowie dem Herrn Verleger die betreffende Nummer zukommen lassen. Heute will ich Ihnen nur noch sagen, dass ich über Ihren „Wanderbildern“ entzückt und zu einer Art von Heimweh gelangt bin, die Wunder der Tropenwelt mit eigenen Augen zu sehen und dann nachzuempfinden, was Sie empfunden haben müssen bei diesem Kunstschaffen.

Momentan bin ich in sehr bedrückter Stimmung; ich erlebe nämlich viel sehr Schweres, das mir seit langer Zeit meine Schaffenskraft lahm legt. Aber Alles wird ja einmal ein Ende nehmen. Ich hoffe also, dass auch ich noch Einiges schaffen werde, namentlich auch im Interesse des „Deutschen Monistenbundes“.

Ich bleibe wie immer

Ihr Sie hoch verehrender, treu ergebener und dankbarster:

Arnold Dodel.

P. S. Ich hoffe, daß Ihr Befinden sich wieder zum Glücklichen gestaltet hat. Als ich in der Zeitung las, daß sie leidend seien, wünschte ich Sie hier im Süden zu sehen und gelegentlich die Freude Ihres Besuches zu erleben. Es ist so schön hier in dieser sonnigen Welt, daß ich gewillt bin, den ganzen Rest meiner Jahre hier zu verleben. Villa Erica Rigistraße Zürichb, die wir gebaut haben, wird wahrscheinlich demnächst verkauft werden.c

a korr. aus: ganannten; b eingef.: Rigistr. Z.; c egh.: P. S. Ich … verkauft werden.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
15.02.1906
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Jena
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 3262
ID
3262