Ernst Haeckel an Wilhelm Weißenborn, Jena, 30. April 1889
Jena 30. April 1889
Lieber Herr Weissenborn!
Soeben von einer längeren Reise nach Italien zurückgekehrt, erfahre ich zu meiner größten Betrübniß die Trauer-Nachricht von dem Tode Ihres trefflichen Sohnes Bernhard. Er war einer meiner besten und hoffnungsvollsten Schüler, später mein bester und nützlichster Assistent. Nicht allein sein vorzügliches Talent, sein steter Eifer und unablässiger Fleiß, sondern auch sein trefflicher || Character, ließen mich immer hoffen, daß er unserer Wissenschaft noch lange die werthvollsten Dienste leisten werde! Diese schönen Hoffnungen sind nun durch das verderbliche Klima in Africa, vor dessen Gefahren ich ihn bei Entschließung zur Reise gewarnt hatte, vernichtet! Aber sein Andenken wird bei seinen Freunden und in der Wissenschaft ehrenvoll fortleben!
‒ Mit der Bitte, auch Ihrer lieben Familie den Ausdruck meines herzlichsten Beileides und meiner tiefsten Trauer zu übermitteln, Ihr ergebenster
Ernst Haeckel.