Jena 26 Oct 77
Lieber Freund!
Soeben erhalte ich Ihren zweiten Brief; der erste hat sich mit dem meinigen gekreuzt. Wegen der Phyllopoden und Daphnoiden des Challenger werde ich demnächst nochmals an Murray schreiben. Ich selbst hatte Sie als den weitaus passendsten Bearbeiter vorgeschlagen, und hoffe auch noch, daß Sie das schöne Material bekommen werden. Aber Murray hat selbst über das Material nicht zu verfügen, sondern Wyville Thomson. || Fast fürchte ich, daß Letzterer in neuester Zelt durch die dummen fortgesetzten Reclamationen der Engländer (– „man dürfe das herrliche Challenger-Material keinem Ausländer und besonders keinem Deutschen geben“) – etwas ängstlich geworden ist. Sobald ich Nachricht bekomme, werde ich Ihnen antworten. –
Für etwaige Medusen (– namentlich auch aus dem Museum Godeffroy –) werde ich Ihnen sehr dankbar sein. Ich hoffe die Arbeit im Laufe des nächsten Vierteljahres zu beendigen. ||
Sehr dankbar würde ich Ihnen für jede Mitarbeit am Kosmos sein. Caspary (der leider durch bösen Zufall in die Redaktion gekommen ist) wird jetzt unschädlich gemacht und hoffentlich bald ganz entfernt. Der Hauptredacteur (Dr. Krause in Berlin) ist sehr tüchtig und läßt Sie auf das Freundlichste bitten, ihm bald irgend einen Beitrag zu schicken. Grade Ihre Mitarbeiterschaft ist uns höchst werthvoll. Hoffentlich wird das Organ sich mehr und mehr entwickeln und vervollkommnen. || Wir müssen froh sein, wenigstens ein Organ für uns jetzt zu haben. Die verschiedenen Schattierungen der Entwicklungslehre werden sich schon friedlich vertragen! Der Verleger (Alberts) ist sehr anständig und bringt große Opfer.
Mit freundlichsten Grüßen an Sie, Wiedersheim u. Gruber’s
Ihr treu ergebener
Ernst Haeckel.
P. S. Sollte es Ihnen möglich sein, die Medusen bald zu senden, so würde mir dies sehr werthvoll sein.