Ernst Haeckel an August Weismann, Jena, 16. Oktober 1877
Jena 16 Oct 77
Verehrtester Freund!
Beifolgend erhalten Sie und Wiedersheim meine Münchener Rede, die ich Ihnen beiden aus Mangel an Exemplaren in München selbst nicht geben konnte. Unsere Reise nach Ober-Italien war nach den Münchener Strapazen eine rechte Erquickung. Ich fischte in Rapallo, Portofino, Sestri Levante, Spezzia, jedoch ohne besonderen Erfolg. Medusen gab es nur wenige. || Sollten Sie in Ihrer Medusen Sammlung einige überschüssige Exemplare haben, die Sie mir zur anatom. Untersuchung überlassen können (namentlich Acraspeden, und vor allem Rhizostomeen), so würde ich Ihnen sehr dankbar sein, selbstverständlich zu jedem Gegendienste bereit.
Auf der Rückfahrt kam mir zufällig Nr. 220 der „Germania“ (Beilage) in die Hand, woraus ich zu || meiner größten Erheiterung ersah, daß mein „Freund“ Virchow mich in München „mit wahren Keulenschlägen“ todtgemacht hat! Wie Sie sehen, lebe ich noch und befinde mich sehr wohl!
Mit freundlichsten Grüßen an Wiedersheim, Gruber’s und Fels’
Ihr
freundschaftlich ergebener
Ernst Haeckel