Arnold Dodel-Port an Ernst Haeckel, Zürich, 8. Januar 1888
Zürich, botanisches Laboratorium der Universität.
8. Januar 1888.
Herrn Prof. Dr. Ernst Haeckel in Jena.
Hochgeehrtester Herr College!
Ihr Brief vom 3. d. M. ist vor 3 Tagen richtig in meine Hände gelangt u. hat mir, wie Sie sich vorstellen können, große Freude gemacht. Ich werde somit in der Lage sein, meinen Collegen in der II. Section der philosophischen Facultät den gewichtigsten Vorschlag machen zu können u. werde ich keine Mühe scheuen, für unsern Bestempfohlenen Propaganda zu machen.
Wie weit dies von Erfolg gekrönt sein wird, muß die Zukunft lehren. Ganz ohne Einfluß bin ich weder in der Facultät noch auch am maßgebenden Ort der letztinstanzlichen Behörde. Freilich gibt es auch bei uns noch conservative Elemente genug, welche ihren Einfluß wohl in anderer Richtung geltend zu machen versuchen werden. Doch herrscht hier seit einer Reihe von Jahren in der Wahlbehörde der redliche Wille, einzig u. allein das wirkliche Verdienst der Arbeit & des Talentes zu Ehren zu ziehen und das beut [!] mir eine freudige Zuversicht auf die Dinge, die sich nun abwickeln sollen. Also in allen Fällen wird Prof. Dr. Arnold Lang vorgeschlagen & wie ich hoffe: in erster Linie vorgeschlagen werden. Ich habe auch – dank Ihren Mitteilungen – die Zuversicht, daß bei || so ausfallender Wahl für unsere Universität speciell und für die Wissenschaft & Forschung im Allgemeinen nur Segen & Heil erwachsen wird.
Da Sie mir Vollmacht geben, von Ihrem Bericht in der Facultät selbst Gebrauch zu machen, so werde ich umso leichtere Mühe haben.
Ich danke Ihnen für all Ihre Güte und Freundlichkeit.
Sobald in dieser Sache irgend was von Belang beschlossen sein wird, werde ich Meldung an Sie abgehen lassen.
Für die Zusendung Ihrer neuesten Arbeit herzlichst dankend, bedaure ich sehr, zur Stunde nicht ebenfalls in solcher Art meine Sympatieen erwidern zu können. Erst neulich fand ich wieder die nöthige Arbeitslust, um nach 1½-jähriger Pause (seit dem Tode meines einzigen Kindes wieder zum ersten Mal) a productives Schaffen wiederaufzunehmen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebenster
A. Dodel-Port
a gestr.: wieder