Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Franz Goerke, Jena, 31. Oktober 1912

Jena 31.10.12.

Geehrter Herr!

Ihr Besuch wird mir sowohl Samstag (2.11.) als Sonntag (3.) von Nachmittag 4 Uhr an willkommen sein (gewöhnlich kann ich nur von 5 – 7 Besuch empfangen; Sie müssen daher dem türöffnenden Mädchen sagen, ich habe Sie um 4 Uhr bestellt.) –

Richten Sie Ihren Besuch (– der sonst nicht die Mühe lohnen würde! –) so ein, daß Sie das Phyletische Museum besichtigen können!

Mit freundlichem Gruß

in Eile

Ihr

E.Haeckel. ||

Seit 21. Mai 1912 täglich von 9–2 dem Besuche zugänglich (gegen 1Mk, Sonntags gratis, Mittwoch 50Pfg.).

[gedruckt:]

Phyletisches Museum in Jena.

Zahlreiche Anfragen, betreffend den Besuch des neuen Phyletischen Museums in Jena, veranlassen mich zu folgender Mitteilung. Das Gebäude des Museums (Neugasse 22), welches innerhalb Jahresfrist fertig gestellt wurde, ist zwar am 30. Juli 1908 der Universität Jena – bei Gelegenheit ihrer 350jährigen Jubelfeier – als Eigentum übergeben worden; es ist aber noch so feucht, dass die innere Ausstattung und das Einräumen der wertvollen Sammlungen erst im nächsten Frühjahr beginnen kann. Voraussichtlich wird diese umfangreiche Arbeit noch das ganze nächste Jahr in Anspruch nehmen, so dass die Oeffnung der Schausammlungen für das Publikum erst im Frühjahr 1910 stattfinden kann.

Die Geldmittel für den Bau und die Ausstattung des Museums sind lediglich durch freiwillige Beiträge meiner Schüler und Freunde, sowie durch hochherzige Gaben von begüterten Anhängern der Entwicklungslehre gesammelt worden. Weitere Gaben dafür nimmt dauernd das „Rentamt der Universität Jena“ entgegen, das darüber zu quittieren amtlich ermächtigt ist. Von den Erträgen dieser fortgesetzten Sammlung wird es abhängen, ob dieses „Erste Museum für Entwicklungslehre“ in vollem Maße das hohe Ziel erreichen wird, welches mir bei seiner Gründung im Beginne des Jahres 1907 vor Augen stand, die Schaffung einer öffentlichen Bildungsstätte für wahre Natur-Erkenntnis, eines Tempels für den Kultus des Wahren, Guten und Schönen.

Jena, 18. August 1908.

Ernst Haeckel.

Das Museum liegt gegenüber des Bahnhofs Paradies, und ist nur 3Minuten von meiner Wohnung entfernt, Berggasse7.

E.H.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
31.10.1912
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Berlin
Besitzende Institution
Staatsbibliothek Berlin PK, Handschriftenabteilung
Signatur
Slg. Darmstaedter, Lc 1875: Haeckel, Ernst
ID
32443