Dodel-Port, Arnold

Arnold Dodel-Port an Ernst Haeckel, Zürich, 30. Oktober 1884

Zürich, 30. Oktbr. 1884.

Herrn Professor Dr. Ernst Haeckel in Jena.

Hochgeehrtester Herr College!

Im Deubler’schen Nachlaß, den ich seit 4. August letzthin zu ordnen bemüht bin, finden sich auch 22 Briefe aus Ihrer Hand, nebst etlichen Correspondenz-Carten. Der Verstorbene hinterließ eine Menge eigener schriftlicher Aufzeichnungen (Tagebuchfragmente, Recensionen, Aphorismen, Concepte) u. eine Unzahl von Briefen verschiedener Koryphäen, was Alles das Material abgeben soll zur Herausgabe einer Deubler-Biographie. Freunde & Verwandte des Verstorbenen sind einverstanden, daß der Unterzeichnete die Herausgabe dieses Buches besorge und lieferten mir in bereitwilligster Weise die genannten Documente aus. Selbstverständlich liegt mir sehr viel daran, auch die von Deubler nach allen Richtungen abgesandten Briefe, namentlich diejenigen an „Sterne ersten Ranges“ zur Einsicht zu erhalten. Ganz besonders nöthig sind die, jene denkwürdigen Correspondenzen einleitenden erstena Briefe Deublers. Wie Ihnen bekannt ist, sind bereits früher schon Deubler’sche Briefe (an Zschokke, David Friedrich Strauß, an Ludwig Feuerbach) publicirt worden. In der noch zu veröffentlichenden Collection von Deublerbriefen sollten diejenigen an seinen wahrhaft vergötterten Haeckel nicht fehlen. Ich glaube keine Fehlbitte zu thun, wenn ich Sie dringend ansuche, mir die von Deubler an Sie adressirten Schriftstücke für einige Zeit zur Einsicht & Abschrift zu überlassen. ||

Sie werden wohl auch gestatten, daß ich den einen und andern Brief an Deubler (aus Ihrer Feder) publicire. Das Freundschaftsverhältniß zwischen Ihnen & dem Verstorbenen ist ja nicht minder merkwürdig als dasjenige zwischen Deubler und Feuerbach.

Sollten Sie wünschen, denjenigen Abschnitt des Deublerbuches, welcher das Verhältniß zwischen Ihnen & ihm, die Correspondenz eingeschlossen, enthält, seinerzeit im Manuskript (vor der Drucklegung) zur Einsicht unterbreitet zu erhalten, so bin ich hiezub recht gerne bereit und würde Ihnen dann hiebei Gelegenheit gegeben, allfällig corrigirend, suppliirend & durchstreichend oder glossirend einzugreifen.

Nachdem ich das massenhafte Material zu diesem Deublerbuch nun einmal überblicke, kann ich heute schon sagen, daß diese Biographie ein höchst interessantes Lebensbild abgeben wird, eine Ermuthigung enthaltend an alle jene Pioniere in Wissenschaft & Leben, welche in unsern Tagen so gerne von der feigen & denkfaulen Masse im Stich gelassen werden. Deublers Leben ist ein Trost für Gelehrte, wie für Laien.

In der angenehmen Hoffnung, Sie werden meine wohlbegründete Bitte günstig aufnehmen,

verbleibe ich mit vollkommenster Hochachtung & Verehrung

Ihr ergebenster

Dr. A. Dodel-Port

Prof. der Botanik

a/d. Universität

Zürich.

a eingef.: ersten; b eingef.: hiezu

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
30.10.1884
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Jena
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 3242
ID
3242