Jena, 11.11.1901.
Hochverehrte liebe Freundin!
Ihr heute erhaltener lieber Brief hat mich sehr erfreut, und nicht minder die gleichzeitig in der Jen. Zeitg. gelesene Anzeige von der glücklichen Geburt des zweiten Enkelchens. Meine Frau und ich senden Ihnen und Ihren Kindern dazu unsere herzlichen Glückwünsche.
Wir leben jetzt ganz verpuppt im Winterschlafe; die schönen Sommerabende auf „Forst und Schweizerhöhe“, wo wir Ihrer oft gedacht haben, sind leider rasch vergangen. Beifolgend sende ich Ihnen je 2 Exemplare von Heft V und VI der „Kunstformen der Natur“, eines für Sie, das andere für Ihre liebe Tochter.
Walther’s haben jetzt die frühere schöne Wohnung von Braus’s bezogen und sind mit der Verbesserung sehr zufrieden.
Der bedauernswerte Sethegast, dem in Berlin das rechte Schulterblatt und ein Theil des Oberarmes (wegen Sarcom) abgenommen werden musste, befindet sich in sehr traurigem Zustande.
Frl. Dalmer hat in Paris ihr Französ. Examen mit erster Note bestanden.
Mit besten Grüssen von Haus zu Haus
Ihr alter Ernst Haeckel.