Ernst Haeckel an Heinrich Schmidt, Rapallo, 2. Januar 1904
Rapallo 2.1.1904.
Lieber Herr Schmidt!
Ihren freundlichen Glückwunsch zum neuen Jahre, das hier mit sonnigem Frühlingswetter begonnen hat, erwidere ich von Herzen. Hoffentlich bringt Ihnen dasselbe volle Erfüllung Ihrer Wünsche.
Ich erhielt heute von Bölsche seine ausführliche Besprechung meiner Anthropogenie in der Frankfurter Zeitung vom 20. und 22. December (Nr. 352 und 354, I. Morgenblatt). Sie hat mich sehr erfreut und meinen gesunkenen Muth wieder belebt: es ist die erste Besprechung der V. Auflage die mir zu Gesicht gekommen ist.
Sollten Sie noch weitere (durch das litterarische Bureau) zugesandt bekommen, bitte ich um Mittheilung. ||
Ich bitte Sie um Zusendung (Drucksache) von 2 Broschüren:
– Plate, Bedeutung des Selections Princips (was Sie in Nr. 599 der „Tag“ vom 23.12.03 besprochen haben),
– Oscar Hertwig, Entwicklung der Biologie im 19. Jahrhundert, Vortrag in Aachen (Fischer, Jena 1900). Sollten Sie es nicht besitzen, bitte ich es bei Rassmann zu entnehmen.
Ich bin mit Anti-Vitalismus beschäftigt (Neumeister etc.) Sollte etwas Interessanter darüber erscheinen, bitte ich es mitzuschicken.
Wir werden wohl bis Ende Februar hier bleiben; ich habe Arbeit genug.
Mit besten Grüßen und Wünschen
Ihr alter
Ernst Haeckel.