Ernst Haeckel an Heinrich Schmidt, Buitenzorg, 1. Dezember 1900
Herrn Lehrer Heinrich Schmidt.
(Zoologisches Institut, Jena).
Buitenzorg 1. December 1900.
Lieber Herr Schmidt!
Ihre heute erhaltene Sendung, für die ich bestens danke, war für mich eine sehr erfreuliche Überraschung. Zu der so rasch folgenden zweiten Auflage Ihrer Broschüre (Der Kampf um die Welträthsel) gratulire ich Ihnen u. mir von Herzen. Wie mir Hr. Strauß schreibt, geht der „Kampf“ munter weiter, u. ist die 4. Auflage der „Welträthsel“ bereist verkauft, so daß er jetzt die 5. erscheinen läßt. Daß dieses Unglücks-Buch das „verlogenste und abscheulichste Buch des 19. Jahrhunderts“ ist, habe ich mit besonderer Freude aus Nr. 38 des „katholischen Deutschen Volksfreund“ in New York ersehen. ||
Ich bin leider fast den ganzen November an das Zimmer gefesselt gewesen, in Folge von rheumatischen Schmerzen u. Anschwellungen im Fuß- u. Knie-Gelenk (– an denen ich seit 48 Jahren leide). Seit einigen Tagen geht es besser, so daß ich heute wieder habe in den Garten gehen können. Leider muß ich aber die Molukken-Reise (auch Ambon) aufgeben. Ich werde mich auf Java und Sumatra beschränken u. im Februar nach Singapore zurückkehren.
Mitte April denke ich wieder in Jena zu sein. Grüßen Sie die Herren im Zoologischen Institut bestens. –
Mit freundlichen Glückwünschen für das neue Jahr
Ihr
Ernst Haeckel.