Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Karl Rossipal, Jena, 20. März 1912

[Notiz von Rossipal: „Für das Gedicht Die wahre Andacht.]

Lieber Herr Rossipal!

Jena 20/3.1912.

Verzeihen Sie gütigst, daß ich Ihnen erst heute meinen herzlichen Dank für die schöne poetische Widmung abstatte durch welche Sie mich an meinem 78. Geburtstage hoch erfreut haben. Ich war aber mehrere Wochen krank und zu jeder Arbeit unfähig. So habe ich denn auch die Mehrheit der vielen Gratulationen, Gedichte, Briefe etc. welche am 16./2. hier eintrafen, noch nicht pflichtschuldig beantworten können. Die schwungvolle dichterische Form Ihres Grußes hat mich ganz besonders erfreut. Die schwere Verletzung des linken Hüftgelenks, die ich mir vor 11 Monaten durch || einen Sturz in meiner Bibliothek zuzog, hat leider bleibende Lähmung hinterlassen. Ich kann nur wenige Schritte auf 2 Stöcken gehen. Indessen muß man in meinem Alter dies Schicksal mit Resignation hinnehmen. ||

Der Erfolg meiner Arbeiten (besonders „Der Welträtsel“ von denen jetzt 300 Auflagen/á 1000 in 24 verschiedenen Übersetzungen erschienen sind,) tröstet mich und zeigt, daß ich mich 60 Jahre lang im Dienste der Wahrheit nicht umsonst geplagt habe.

Mit besten Grüßen Ihr

Ernst Haeckel m/p ||

[Notiz von Rossipal: „Beigeschlossen das Porträt aus 1910.“ Mit Widmung auf der Rückseite:]

Jena 20/3.1912.

Herzlichen Dank und monistischen Gruß

von Ernst Haeckel m/p.

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
20.03.1912
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Privatbesitz
ID
32025