Jena 18. Juni 1891
Verehrtester Herr Herold!
Es freut mich sehr, von Ihnen zu hören, daß meine Büste, auf deren Modellirung Sie so viel Mühe und Sorgfalt gewendet haben, Beifall findet. Ich bitte Sie, mir zunächst zwei Exemplare des Gyps-Abgusses hierher zu senden, und zwar unter der Adresse: An das Zoologische Institut, am Neuthor, Jena. ||
Das eine will ich im Institute aufstellen, das andere in meiner Wohnung. Wegen Ausstellung in einem anderen Locale will ich mich erst umsehen. Es ist hier schwer zu finden. Die einzige Buchhandlung, die hier ein größeres Local hatte (Dabis) hat vor kurzem Bankerott gemacht! ||
Nach Weimar habe ich geschrieben und werde Ihnen, sobald dort ein passendes Local für die Ausstellung der Gypsbüste gefunden ist, dies mittheilen.
Ich wiederhole Ihnen meinen herzlichsten Dank für die viele Mühe und Sorgfalt, die Sie sich mit der Modellirung der Büste gegeben haben. ||
Daß Sie mit Ihrem neuen Atelier zufrieden sind freut mich. Ich wünsche Ihnen darin von Herzen recht viel, günstige Aufträge und erfreuliche Thätigkeit! – Ich arbeite Tag und Nacht an der Umgestaltung der IV. Aufl. meiner Anthropogenie, die ich Ihnen im Herbst senden werde!
Mit herzlichsten Grüßen
Ihr ergebenster
Ernst Haeckel