Ernst Haeckel an Rudolf Peters, Kissingen, 20. August 1892
Brief.
Herrn Dr. Rudolf Peters
Pastor in Geesthacht bei Altona
Kissingen 20. Aug. 92
Lieber Herr Doctor!
Meine Absicht, Sie in den nächsten Tagen in Ihrem Heim aufzusuchen, kann ich zu meinem grossen Bedauern jetzt nicht ausführen. Ich erhielt vor einigen Tagen von meinem Freunde Dr. Murray (dem Challenger-Director) die Nachricht, dass wir unsere gemeinsame Plankton-Expedition an der Westküste von Schottland schon Mitte nächster Woche antreten müssen (25. Aug.). In Folge dessen kann ich in Hamburg nur einen Tag bleiben (Montag 22. Aug.). Morgen (Sonntag) fahre ich direct von hier (in 15 Std.) nach Hamburg. Von hier kann ich nicht früher abreisen, da ich heute mit meiner Frau hier unsere silberne Hochzeit feiere.
Vielleicht können Sie es möglich machen, Montag auf einige Stunden nach Hamburg zu kommen. Sie treffen mich dort Vormittags im Naturhistorischen Museum, wo ein Schüler von mir (Dr. Reh) jetzt Custos ist. Ich werde wahrscheinlich zwischen 10 und 12 dort sein, jedenfalls aber dort hinterlassen, wo ich zu treffen bin.
Montag Abend fahre ich mit dem Schiff direct von Hamburg nach Leith (Edinburg). Wir könnten dann einige Punkte Ihrer Arbeit über „den Glauben an die Menschheit“ besprechen, die ich mit grossem Interesse gelesen habe. Falls Sie nicht kommen können, werde ich Ihnen dieselbe von Hamburg wieder zuschicken. Hoffentlich können Sie aber herüber kommen. Mit herzlichem Bedauern, dass ich den beabsichtigten Besuch nicht ausführen kann, u. besten Grüssen
Ihr treuer E. Haeckel