Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Albert Niess, Jena, 5. Oktober 1874

Jena 5. Oct 74

Lieber Herr Niess!

Vorgestern bin ich von einer fünfwöchentlichen Erholungsreise hierher zurückgekehrt und fand hier drei freundliche Briefe von Ihnen vor. Zugleich erzählte mir meine Schwiegermutter, daß Sie die Güte gehabt hätten, eine prachtvolle Sendung von Blumenkohl mir zu schicken. Da derselbe doch nicht bis zu unserer Rückkehr sich gehalten hätte, haben ihn meine Schwiegermutter und Schwägerin hier selbst verzehrt. || Haben Sie für Ihre große Freundlichkeit unseren herzlichsten Dank, ebenso für die, die Briefe begleitenden, mein Interesse lebhaft erregenden Gedichte!

Sie schreiben mir, daß Sie Anfangs nächster Woche uns mit Ihrem lieben Besuche erfreuen wollen. Können Sie denselben nicht verschieben? Ich würde Sie leider nicht hier treffen, da ich übermorgen nach Potsdam reise, um die letzten 14 Ferien-Tage bei meiner alten Mutter zuzubringen. ||

Nachdem ich Ende August endlich mit meiner Anthropogenie fertig geworden, reiste ich sofort mit meiner Frau nach Salzburg und in die bairischen Alpen, wo ich mich bei fünf Wochen Wandern und Faullenzen recht erholt habe.

Das Winter-Semester fängt hier am 26. October an; ich werde erst kurz zuvor von Potsdam zurückkehren!

Es würde mich sehr freuen, Ihr offenes Urtheil über die Anthropogenie zu hören. Ich fürchte, daß Vieles davon sehr schwer und unverständlich ist. || Mit wiederholtema Danke und freundlichenb Grüßen an Sie und Ihre liebe Frau, und mit der Bitte, mir Ihre Bedenken und Ausstellungen nach Lesung des Buches mittheilen zu wollen

Ihr treu ergebener

E. Haeckel

a korr. aus: wiederholten; b eingef.: Danke und freundlichen

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
05.10.1874
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
Stadtarchiv Braunschweig
Signatur
G IX 8: 11
ID
31903