Ernst Haeckel an Käthe Besser, Jena, 19. Mai 1901
Jena 19.5.1901.
Liebe und hochverehrte Freundin!
Wenn Sie wüßten, in welchem Chaos von tausend Briefen, Geschäften, Ansprüchen (unter Anderem Auspacken von 36 Kisten Sammlungen!) – ich mich seit meiner Rückkehr (am 28. April) hier befinde, würden Sie mir verzeihen, daß ich erst heute Ihren liebenswürdigen Brief beantworte. Also auch erst nachträglich meinen herzlichen Glückwunsch zur Vermählung Ihrer reizenden blondhaarigen Germanen-Tochter Else! ||
Ihre schwere Erkrankung habe ich sehr bedauert, und mich um so mehr gefreut, daß sie jetzt gehoben ist. Ich hoffe sicher, daß wir uns in diesem Jahr mal wieder sehen, entweder in Bonn oder der Schweiz? Jedoch nur für den Fall, daß Sie von der Begegnung mit einem so bösen, von allen Frommen geächteten „Gottlosen“ Nichts für Ihr Seelenheil fürchten! Grüßen Sie Ihren lieben Mann, der hoffentlich auch wieder ganz frisch ist, bestens, ebenso auch Frau Else.
In alter aufrichtiger Verehrung
Ihr treuer
Ernst Haeckel.