Ernst Haeckel an Carl Riess, Jena, 2. Dezember 1916
Jena, 2.12.1916
Lieber Herr Riess,
Besten Dank für die übersandten Oktoberhefte (Nr. 7) Ihrer Hamburger „Monatsblätter des Deutschen Monistenbundes“. Es wäre mir sehr lieb, wenn ich noch einige (4-8) weitere Exemplare erhalten könnte. Ich wollte sie den 4 Ministern der Thüringer „Erhalter“-Staatena der Universität Jena und den begleitenden Geheimräten zusenden, welche heute vormittag (11-1 Uhr) der offiziellen Einweihung des neuen (– vom Archivar Dr. Heinrich Schmidt hübsch eingerichteten) Haeckel-Archivs beiwohnten. Die Aufnahme meiner Arbeitspläne für die Verwertung des reichhaltigen literarischen Materials des Archivs (sowohl mit Bezug auf die allgemeine Entwicklungslehre wie auf den damit verknüpften Monismus –) war bei allen Regierungsvertretern und den begleitenden Behörden sehr günstig und vielversprechend.
Aus Anlass der im November viel erwähnten Dissidentenfrage (und speziell des merkwürdigen „Falles Unna!“) habe ich in den letzten Wochen zahlreiche Zuschriften von Monisten erhalten, welche starke Verschiedenheiten der Ansichten bekunden – besonders in Betreff des dunkeln Kapitels „Monistische Religion und M. Kirche etc.“). [!] Zur Klärung derselben und zur Verständigung überb diese wichtige Frage gedenke ich Ihnen (– vielleicht schon in der nächsten Woche –) einen kurzen Artikel von 2 oder 4 Seiten für Ihre „Monatsblätter“ zu senden.
Für Ihre eifrige und erfolgreiche Tätigkeit zu Gunsten unseres D. Monistenbundes (cbesonders in dieser schweren Zeit!) d drücke ich Ihnen persönlich noch meinen besonderen Dank aus!
Mit besten Grüssen, auch an Prof. Unna und die anderen Monistenfreunde in Hamburge!
Ihr treu ergebener
gez. Ernst Haeckel
a egh. eingef.: Ministern der Thüringer „Erhalter“-Staaten; b korr. aus: über; c gestr.: ö; d gestr.: dücke; e korr. aus: Hamnurg