Ernst Haeckel an Wilhelmine Hintze, Jena, 18. Februar 1915
Jena 18. Februar 1915.
(An dem denkwürdigen Tage, an dem der dritte grosse Akt des gigantischen Weltkrieges beginnt, der beispiellose „Unterseeboots-Krieg“ gegen England.)
Liebe Freundin!
Für die lieben Gaben, durch die Sie mich vorgestern an meinem 81.sten Geburtstage überraschten, besonders das reizende, mit Rosen geschmückte und mit Goldorangen gefüllte Körbchen! meinen herzlichsten Dank! Heute nur in aller Eile; denn ich sitze vor einem Berge von mehr als 200 Postsendungen (– voriges Jahr, beim 80.sten GeburtsTag, mehr als 1600!). – Am meisten erfreut hat mich Ihr schönes Bild, mit der sinnreichen poetischen Widmung! Vielen Dank! || Die nächsten Tage werde ich noch mit Dankbriefen zu tun haben. Aber von nächsten Montag an (22.2.) wird mir Ihr lieber Besuch (zwischen 5 u. 7 Nachmittags) sehr willkommen sein.
Diese ganze Woche habe ich keinen Besuch empfangen können.
Meine Frau war sehr leidend; seit gestern geht es etwas besser.
Mit freundlichsten Grüßen
Ihr alter
Ernst Haeckel
(N.B. 9x9 = 81 = 3x3x3x3).
[Beilage gedrucktes Rundschreiben (auf Postkarte):]
Aus Anlaß meines 81. Geburtstages bin ich am 16. Februar d.J. durch zahlreiche freundliche Glückwünsche, Briefe und Telegramme, Blumenspenden und andere Geschenke hocherfreut worden. Diese Beweise treuer Freundschaft haben besonderen Wert in der sorgenschweren Gegenwart, wo der entsetzliche Weltkrieg nicht nur unser teures deutsches Vaterland mit Untergang bedroht, sondern die ganze höhere, durch Jahrhunderte mühsam errungene Kultur in Frage stellt. Da ich außer Stande bin, allen einzelnen Freunden meinen herzlichsten Dank persönlich auszusprechen, bitte ich dessen Ausdruck in diesen Zeilen entgegen zu nehmen.
Jena, 18. Februar 1915.
Ernst Haeckel. ||
Jena 18. Februar 1915
Frau Wilhelmine Hintze
(Hamburg, Jena, Lobeda)
der treuen Freundin und Naturphilosophin
IN herzlicher Verehrung und aufrichtiger Dankbarkeit
Ernst Haeckel.a
a handschriftl.: Jena 18. … Ernst Haeckel.