Ernst Haeckel an Wilhelmine Hintze, Jena, 19. April 1913
Jena 19. April 1913.
Liebe und verehrte Freundin!
Das hübsche Betttischchen, welches Sie mir vor 3Tagen zu überbringen die Güte hatten, ist Ihrem Wunsche gemäß sowohl von mir als von meiner kranken Frau auf seine praktische Brauchbarkeit geprüft worden. Leider ist, wie ich schon im Voraus fürchtete, der Erfolg ein negativer. Das Tischchen ist für uns Beide (bei den persönlichen Größen-Verhältnissen unserer Person und unseres Bettes) zu klein und namentlich zu schmal, ferner auch zu schwer. In beiden Beziehungen hat das breitere und viel leichtere, geflochtene Korbtischchen, das ich Ihnen zeigte und dessen wir uns seit vielen Jahren bedienen, entschieden den Vorzug. || Ich sende Ihnen daher Ihre freundliche Gabe mit herzlichem Danke zurück, in der Annahme, daß Sie für dieselbe eine bessere Verwendung finden, oder a sie auch dem Verkäufer zurückgeben können.
Andernfalls bin ich selbstverständlich gern bereit, Ihnen den Kaufpreis (wohl zwischen 20 u. 30 Mark?) zurückzuerstatten.
Der peinliche Gedanke drückt mich, daß Sie – die Sie in Ihrer Herzensgüte schon so viele freundliche Gaben für mich gestiftet haben – nun auch noch solche überflüssige Luxus-Ausgaben Sich aufgebürdet haben. ||
Gleichzeitig sende ich Ihnen durch Pohle die beiden Aquarell-Skizzen (– Quiraing auf Skye, Scotland – und Gargnano am Garda-See –) welche ich schon im vorigen Herbst Ihnen hatte schicken wollen. Sie sind aus Versehen hier liegen geblieben und kamen erst gestern wieder zufällig (beim Durchblättern meiner Mappen) zum Vorschein.
Hoffentlich haben Sie sich jetzt, bei dem schönen Frühlingswetter, schon gut in unserem alten Jena eingelebt, und vermissen nicht zu sehr die Vorzüge des comfortablen Hamburg und Wellingsbüttel.
Mit wiederholtem besten Danke und freundlichen Grüßen
stets Ihr alter
Ernst Haeckel.
a gestr.: Sie