Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Wilhelmine Hintze, Jena, 17. Dezember 1912

Jena 17.12.12.

Liebe Freundin!

Durch Ihre reiche Weihnachtssendung haben Sie mich sehr erfreut und überrascht; herzlichsten Dank dafür! Ich muß nur fürchten, daß Sie sich zu sehr angestrengt und wirklich „des Guten zu Viel getan haben“!

Die süße und aromatische Ananas habe ich gleich heute angeschnitten und mich bei a ihrem Genusse der Erinnerungen an Ceylon und Insulinde erfreut. Die schöne Bettschnur wird mir sicher das Aufstehen erleichtern und das weiche Katzenfell hoffentlich die rheumatischen Gelenkschmerzen vermindern. || Leider waren diese in den letzten Wochen recht heftig, woran wohl das wechselnde schlaffe Winterwetter (abwechselnd Regen und Schnee, Frost und Thau) mit Schuld sein mag. Ich bin in den letzten 3Wochen nicht aus der Stube gekommen und konnte auch nicht in das Phyletische Archiv hinüberfahren.

Überhaupt kann ich mir nicht verhehlen, daß es mit der Gesundheit und Lebensfreude, mit der Arbeitskraft und Energie, ständig bergab geht; – in 2 Monaten trete ich das 80ste Lebensjahr an! – Also Resignation!

Auf Ihre öfteren Besuche im Frühjahr freue ich mich aufrichtig. Mit den besten Wünschen für vergnügtes Weihnachtsfest und glückliches neues Jahr! Ihr treu ergebener

Ernst Haeckel. ||

[gedrucktes Rundschreiben:]

Dank an die Förderer des Phyletischen Museums.

Nachdem der Bau des Phyletischen Museums vollendet und der Universität Jena bereits bei deren 350-jährigen Jubiläum, am 30. Juli 1908, als Geschenk übergeben worden ist, fühle ich mich verpflichtet, allen den Freunden der Naturwissenschaft, welche freiwillige Beiträge für dieses erste „Museum für Entwickelungslehre“ gestiftet haben, nochmals meinen herzlichsten Dank abzustatten. Insbesondere gilt derselbe denjenigen hochherzigen Gönnern, welche zufolge des Ende Januar aus Berlin erlassenen Aufrufs an der Ehrengabe für meinen 75sten Geburtstag sich beteiligt haben.

Durch diesen neuen Zuwachs an Mitteln ist es möglich geworden, jetzt mit der inneren Organisation des Museums zu beginnen. Mein Amtsnachfolger, Professor Ludwig Plate, der diese wichtige Aufgabe übernommen, hat bereits durch die vortreffliche Einrichtung der biologischen Abteilung des „Museums für Meereskunde“ Berlin seine besondere Befähigung dafür erwiesen. Somit ist zu hoffen, daß das Museum seinen gemeinnützigen Zweck erfüllen und sowohl die Freude an den Schönheiten der Natur, als auch die Erkenntnis der Wahrheit in weiten Kreisen fördern wird.

JENA, 25. April 1909.

ERNST HAECKEL.

a gestr.: Ihr; b gestr. Dank an … ERNST HAECKEL.

 

Letter metadata

Verfasser
Datierung
17.12.1912
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Wellingsbüttel
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 31707
ID
31707