Jena 20.12.1910.
Liebe Freundin!
Heute nur in Eile herzlichsten Dank für Ihren lieben Brief und für das gütige Weihnachts-Geschenk der herrlichen Ananas! Ich bitte Sie aber, mich jetzt nicht weiter mit solchen kostbaren Gaben zu bedenken, wo Sie Ihre Mittel zur Einschränkung nötigen und wirklich keine solche Luxus-Ausgaben mehr gestatten! –
Mein „Sandalion“ werden Sie erhalten haben; ich werde in Folge dieser Anti-Jesuiten-Kundgebung, verbunden mit dem „Kirchen-Austritt“, mit einer solchen Fluth von Briefen und Kundgebungen aller Art überschwemmt, daß ich seit 3 Wochen den ganzen Tag nur mit Briefschreiben zu tun habe. Im Übrigen geht es mir jetzt gut und ich hoffe, im nächsten Jahre noch Einiges arbeiten zu können. ||
Am 24.12. reise ich auf 3 Tage zu meinen Kindern nach Leipzig, dann auf 2 Tage zu meinem Neffen nach Potsdam und Berlin.
Zum 31.12. bin ich wieder hier in Jena.
Daß Sie mit Ihrem idyllischen Land-Aufenthalt in Wellingsbüttel so zufrieden sind, freut mich sehr.
Für das Weihnachtsfest und das kommende neue Jahr wünsche ich Ihnen von Herzen alles Gute!
Treulichst Ihr alter
Ernst Haeckel.
P. S. Besten Dank auch für die Mitteilung der Heine-Karte, die anbei zurückfolgt! ||
P. S. An Ihrem 53. Geburtstag, 27. November 1910, empfing ich eine Deputation von 4 Mitgliedern des Hamburger Monistenbundes: C. Riess, C. Carstens, J. Wolff, L. Knackstedt. – Ihre Einladung zum Ersten Monisten-Kongress, der am 11.–14. September 1911 in Hamburg stattfinden soll, habe ich angenommen.
