Ernst Haeckel an Wilhelmine Hintze, Jena, 20. Juni 1910
Jena 20. Juni 1910.
Liebe Freundin!
Da Sie wohl schon in nächster Zeit Ihre Heimat Hamburg verlassen, sende ich Ihnen dorthin noch einen herzlichen Gruß – und zugleich ein fröhliches Willkommen und Glückauf für Ihr neues Daheim: Wellingsbüttel. Ich freue mich, aus Ihrem Briefe zu ersehen, daß dieser ländliche Ruhesitz, mit schönem Naturgenuß, ganz Ihren Wünschen entspricht. || Ich hatte hier in den letzten 6Wochen auch herrliche Frühlings-Natur zu genießen; bei wunderschönem Wetter ist unsere Flora prächtig entwickelt. Meine Hauptbeschäftigung ist jetzt Ordnung und Revision meiner literarischen Schätze, mit Rücksicht auf das Phyletische Archiv und meinen Nachlaß. Seit einigen Tagen hilft mir dabei Fräulein Holgers, die einen Teil der literarischen Bearbeitung (besonders die „Welträtsel-Briefe“) übernommen hat. || Auch Dr.Schaxel ist mit seiner jungen Frau am Phyletischen Museum tätig.
Den ganzen Monat Juli (und wohl auch erste Hälfte August) bleibe ich hier. Ich werde mich sehr freuen, Sie dann hier wiederzusehen.
Mit herzlichen Grüßen und besten Wünschen für den Umzug nach Wellingsbüttel
treulichst
Ihr alter
Ernst Haeckel.