Ernst Haeckel an Wilhelmine Hintze, Jena, 22. August 1913
Jena 22.8.13.
Liebe Freundin!
Für den freundlichen Besuch, den Sie mir gestern mit Ihrem interessanten Liebling Koko abstatteten, danke ich Ihnen herzlich; ich bedauerte nur, daß der angemeldete Besuch meines amerikanischen Kollegen, der um 5Uhr mich im Phyletischen Museum aufsuchen wollte, mich verhinderte, länger mit Ihnen zu plaudern. Inzwischen hat meine Frau, die Ihr Besuch ebenfalls sehr freute, Ihnen ihren guten Rat erteilt wegen des Leidens, das Sie jetzt plagt. Solche Metrorrhagien, bei älteren Frauen im Alter der Incubationszeit nicht selten, müssen wegen der schädlichen Blutverluste sorgfältig behandelt werden. ||
Ich rate Ihnen (– ebenso wie meine Frau –) zunächst die sehr angesehene Frauen-Ärztin Frau Wagner in Weimar zu konsultiren. Den hiesigen Universitäts-Kliniker Professor Max Henkel (den ich persönlich nicht kenne) kann ich nach den mir mitgeteilten Erfahrungen nicht empfehlen. Wegen der inneren und äußerlichen Behandlung ist jedenfalls ärztlicher Rat nötig.
Außerdem halte ich Ruhe und Vermeidung aller körperlichen Anstrengung (besonders zu angreifender Wanderungen und häuslicher Arbeiten) für wichtig.
Mit besten Grüßen
treulichst
Ihr alter
Ernst Haeckel.