Ernst Haeckel an Wilhelmine Hintze, Jena, 22. Februar 1908
[gedrucktes Rundschreiben:]
Jena, 17. Februar 1908.
Zur Feier meines 74. Geburtstages sind mir am 16. Februar von nah und fern sehr zahlreiche Beweise freundlicher Gesinnung und Anerkennung zu Teil geworden: Briefe und Telegramme, Blumenspenden und wertvolle Geschenke. Ausser Stande, allen Gebern persönlich meinen herzlichen Dank auszusprechen, bitte ich ihn in diesen Zeilen entgehen zu nehmen.
Ganz besonderen Dank schulde ich jenen Freunden, welche in sinnreich ausgeführten Kunstwerken meine „Kunstformen der Natur“ geschmackvoll verwertet haben; nicht minder jenen Gönnern, welche wertvolle Beiträge für den Ausbau meines „Phyletischen Museums“ gestiftet haben. Diesen kann ich zugleich mitteilen, dass dessen Rohbau jetzt vollendet ist und dass die innere Ausstattung demnächst beginnen soll.
ERNST HAECKEL. ||
Jena 22.2.1908.
Liebe und hochverehrte Freundin!
Dem gedruckten Danke (von dem ich 160 Stück zu versenden habe) muß ich für Sie, treueste Freundin, doch noch einen besonderen schriftlichen hinzufügen. Ihre herrliche Fruchtspende, Ananas und Weintrauben, erinnern mich jeden Tag daran.
Ich habe die Strapatzen und die Gratulationsflut des 74. Geburtstages gut überstanden und hoffe das Gleiche auch noch über’s Jahr am 75. sagen zu können. Meine Kinder und Enkel aus Leipzig verschönten das stille Familienfest durch ihren Besuch. ||
Für den Bau des Phyletischen Museums hat der Großherzog (endlich!) 10.000 Mk gestiftet, ebensoviel Frau Krupp.
Dadurch ist unser Fond auf 200 Tausend Mk abgerundet (wovon allerdings 110. auf den Bau allein kommen). Ich hoffe den Bau Ende Juli der Universität als Geschenk übergeben zu können, bei Gelegenheit ihres 350jährigen Jubilaeums. Zu diesem denkwürdigen Feste (31. Juli – 1. und 2. August) müssen Sie auch hier sein.
Mit herzlichsten Grüßen
Ihr treuer alter
Ernst Haeckel.